Fantastisch! Wer kennt nicht Donald Duck? Wer kennt nicht wunderbare Geschichten mit dem Loser unter den Enten? Und leider kennt auch jeder belanglose Sprechblasenansammlungen mit der Ente, die jeder kennt. Da haben die Donaldisten (http://www.donald.org/) recht, wenn sie unter den vielen Zeichnern immer wieder von dem einen, dem guten Zeichner sprechen. Gemeint ist Carl Barks, und wer in diesen wunderschönen und erschlagend umfangreichen Sammelband reinschaut, wird all die wundersamen Abenteuer Donlads wiederfinden, die in der Jugend so fasziniert haben.

Egal ob Donald durch einen goldenen Helm Kaiser von Amerika wird oder am Grunde des Meeres auf ein Volk von Fischmenschen trifft – dieses Buch bringt die vor Fantasie strotzenden Reisen Weste tragenden Erpels aus Entenhausen. Nun hat der mare Verlag einen Ruf und der verlangt maritime Anknüpfungspunkte. Diesem Dogma sein verziehen, dass die Geschichte mit den viereckigen Eiern – ein weiteres Highlight aus den adoleszenten Tagen des Autors dieser Zeilen – nicht enthalten ist, aber dieser Prachtband gefällt sonst auf allen Gebieten.

Da ist zuerst der gewaltige Umfang mit fast 500 Seiten. Viel Platz für viele Geschichten des guten Zeichners. Versammelt sind hier vor allem lange Geschichten, in denen sich Barks manchmal auch von seiner eigenen Geschichte treiben ließ, aber statt seine Figuren einer kurzen Pointe auszuliefern sie gerne tief ins Reich der Fantastik entführte. Wo fliegende Untertassen beim aktuellen Asterix Album deplatziert wirken, waren sie für Barks schon immer eine Alternative und was ein Glück für den Leser dieses Bandes betrieben die Außerirdischen eine Unterwasserwerft, was sie mare-tauglich macht.

Diese Fülle an Geschichten braucht einen festen Halt, und den gibt der Band ihnen. Der farblich abgesetzte Leinenrücken verleiht den im Blau der Tiefsee gehaltenen Hardcover Umschlag das Tüpfelchen auf dem „I“. Ob die Vor- bzw. Nachworte aus der Feder des durch sein die Tiefseeökologie behandelndes Buch „Der Schwarm“ bekannten Frank Schälzig nun nötig sind oder nicht, bleibt dem Gusto des Lesers überlassen; seine Erwähnungen seines Erfolgs kann man schnell überlesen. Schön ist, dass die von Schälzig erwähnten Geschichtsstellen (Textstellen wäre das weniger korrekte aber verständlichere Wort gewesen) sowohl in Schälzigs Text, als auch auf den betreffenden Seiten gekennzeichnet sind.

Natürlich wäre drucktechnisch ein rein schwarzer Text noch schöner gewesen, aber das leichte Blitzen der bunten Farben stört nur penible Geister. Auffällig ist, das nur sehr selten ein von Nachdrucken leidig bekanntes Moire zu bemerken ist. Das liegt an der Wahl des Druckrasters. Das selten aber hier verwendete Runzelkorn erlaubt eine sehr feine Wiedergabe des Originals – vielen Dank für diesen Aufwand!

Zur Vorlage kamen nicht die Originale aus den alten Micky Maus Heften mit ihrer Schreibmaschinenschrift, sondern die später farblich überarbeiteten Seiten mit Handlettering – womit wir bei der Sprache in diesem Band und dem letzten Highlight wären: Neben den wunderschönen Geschichten Carl Barks, den möglicherweise verschmerzbaren begleitenden Texten und der unangefochten wunderbaren Übersetzung ins Deutsche durch Frau Dr. Erika Fuchs gibt es als Schmankerl auch für den eingefleischten Fuchs Fan eine CD mit dem kompletten Interview zwischen dem spitz pointierendem Denis Scheck und der Ikone der entenhauserner Sprache: Dr. Erika Fuchs in eigener Stimme. Dieses silberne Goldstückchen, das sich in einer ob seiner Bedeutung fast lieblos wirkenden Papiertasche angeklebt auf der Innenseite des hinteren Umschlages befindet, ist ein Sahnehäubchen, das dieser delikaten Lese-Speise, vergleichbar dem bekanntem geräucherten Lachs, das blaue Band der Sympathie verleiht. Danke. Über das Preis-/Leistungsverhältnis kann man nur jubilieren, selbst wenn die CD nicht dabei wären und der Band als Softcover produziert worden wäre. Wurde er aber nicht. In diesem Comic-Buch steckt viel Liebe zum Detail, die man als angenehme Zuneigung zu diesem bedruckten Papier wohlig in Erinnerung behält, selbst nachdem das Buch neben anderen nach der langen Zeit des immer wieder Lesens einmal das Bücherregal durch seinen Glanz bereichern sollte.

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