Prinz Eisenherz ist seit der Erstveröffentlichung im Jahre 1937 eine Comic Legende. Nicht nur wegen der fehlenden Sprechblasen, sondern vor allem durch die brillanten Zeichnungen, die den bald die Welt rettenden Superhelden in puncto Detail, Anatomie und Perspektive um Klassen überlegen waren und immer noch sind.

Immer wieder wurde dieses Großod der neunten Kunst in Deutschland aufgelegt. Vor einem Jahr hat der dem Bonner Comicladen nahe BoCoLa Verlag den Klassiker erneut veröffentlicht. Mit dem Willen, die beste Ausgabe in Deutschland zu produzieren war man mit einem enorm hohen Anspruch an das Projekt gegangen. Nun ist der dritte Band seit einiger Zeit auf dem Markt und voller Stolz können die Macher in der ehemaligen Bundeshauptstadt verkünden, dass sie ihr Ziel erreicht haben.

Es ist die schönste Ausgabe des Comics. Jeder Band bringt die Sonntagsseiten zweier Jahre in etwas überformatigen Hardcover. Das Papier ist leicht gelblich, die Seiten sind leicht gestrichen. Das verleiht dem Buch einen edlen Charakter. Durch die Papierfarbe wirkt die Kolorierung leicht gebrochen, was diese Version von der im Gegensatz bononfarbig wirkenden Carlsen-Ausgabe unterscheidet.

Unglaublich ist der Preis, der mit knapp € 20,00 sogar unter dem Preis/Seitenverhältnis der bisher als Referenz geltenden Carlsen-Ausgabe, und die kommt mit einem Softcover daher, rangiert. günstig und gut -- da muss sich der Comic-Freund freuen.

Bei der Reproduktion greifen die Bonner auf alte Originalseiten zurück. Waren im ersten Band noch häufig Moires zu entdecken, hat man die Technik nun verbessert und diese störenden Schachbrettmuster sind nur noch ganz selten zu sehen. In der BoCoLa Ausgabe wirken vor allem die Hauttöne angenehm weicher. Das geht etwas auf Kosten der Konturen, die hier ebenfalls etwas weicher oder verwaschener wirken.

Die neue Repro ist natürlich von den verfügbaren Originalseiten abhängig, und bei den Seiten 275 -- 277 gab es vielleicht keine guten Vorlagen mehr, diese Seiten sind deutlich verwaschen. Natürlich kann man diese Seiten reparieren, aber das kostet dann wieder zusätzlich Geld und irgendwo muss man sich zwischen Machbarkeit und Kosten entscheiden.

Soweit zur Präsentation, nun zum Inhalt.

Prinz Eisenherz ist das Gegenteil eines modernen Märchens im Stil Andersens. Hier darf sogar der Held voller Hass seine Peiniger meucheln und brandschatzende Wikinger werden zu treuen Freunden. Die moralische Welt dieser Geschichten ist nicht leicht durchschaubar. Gorillas dürfen noch ohne Bedenken umgebracht werden und Frauen sind hier schmückendes Beiwerk um heroische Männergeschichten am Laufen zu halten. Da merkt man der Story sein Alter an. Auch die Erzählart trägt nicht immer zu einem flüssigen Lesevergnügen bei. Oft sind die ersten Textblöcke der Seiten Zusammenfassungen und können überlesen werden, aber eben nicht immer. Einige Passagen werden stark gerafft während andere Handlungen fast akribisch bis ins letzte Detail dargestellt werden. Prinz Eisenherz war eben eine Sonntagsseiten-Serie und wenn man solche Geschichten nun am Stück liest, fallen diese Eigenarten eben auf.

Aber was schlussendlich zählt, ist die wunderbar antiquiert wirkende Größe der Erzählung, die ganz ohne kosmische Bedrohung auskommt und den Helden sowie den Leser immer wieder in neue, faszinierende Handlungen voller Gefahr und Gefühl stürzt.

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