Wir erinnern uns: Rick Grimes ist Polizist und versucht in einer von Zombies verseuchten Welt, eine kleine Gruppe von Überlebenden zu führen. In Band drei erreichten die Verzweifelten eine alte Strafanstalt, in der es weitere Überlebende und eine Menge Untoter gab. Ricks Aufgabe als Führer der Gruppe nagte schon stark an dem einfachen Polizisten und führte am Ende des Comic-Bandes zu einem Nerven zerfetzenden Cliffhanger: Rick hatte eine Schrotflinte an der Schläfe.



Dieser Comic hat schon einen langen Weg hinter sich. Band eins beeindruckte durch die fantastischen Bilder Tony Moores und das etwas andere Zombie-Konzept. Hier wurde ganz im Stil des ersten Romero Films der Fokus auf die Überlebenden und deren Interagieren gesetzt. Das war angenehm weit weg vom Splatter-Image der modernen Zombie-Filme. Band zwei enttäuschte zuerst durch den Zeichnerwechsel und baute aber die Geschichte weiter aus. Die Suche nach einer neuen und sicheren Heimat erweiterte die Hintergrundgeschichte. In Band drei stießen Rick und seine Gefährten auf die überlebenden Gefangenen und die Frage, ist der nicht Zombie automatisch ein besserer Mensch als der Zombie, machte den Band interessant.

Jetzt also der zweite Band im Gefängnis. An den neuen Zeichner hat man sich mittlerweile gewöhnt und wer Lust hat, kann auch bei Adlards Bilder seinen Spaß haben. Kantig und wen nötig mit Detail versteh er, Kirkmans Script passend umzusetzten. Adlard passt einfach, auch wenn er bei weitem nicht so spektakulär wie Moore ist. Zur Story: Die Frage nach der Ursache der Untotenplage wird kurz angerissen. Leider eben nur angerissen. Statt diesem Problem auf den Grund zu gehen, geht es mit Ricks Führungsproblemen weiter. Die Gruppendynamik reduziert sich auf die hier drastischen Folgen von Lust, Vertrauen und Enttäuschung. Das junge Liebespaar erlebt einen Honeymoon im Knast und Rick ratstet total aus.

„Was das Herz begehrt“ könnte auch auf einer unbekannten Insel mit einer Gruppe von Schiffbrüchigen spielen. Die Zombies spielen nach der ersten Hälfte des Bandes kaum noch eine Rolle. Kirkman versucht etwas mit der Brechstange, Ricks psychische Probleme in den Vordergrund zu bringen. Das wirkt grob und es fehlt etwas die Entwicklung bis zur Eskalation, die dann aber zu breit dargestellt wird.

Fantastisch ist dann wieder das Schlusswort des Bandes, der an die Qualität der Geschichte erinnert: „Wir sind die lebenden Toten“ sinniert Rick. Das ist wieder stimmig und lässt auf den nächsten Band hoffen.

Band vier verpasst viele Chancen, die der bisher angelegte Plot bietet. Zwar wird das Gefängnis weiter erforscht, aber nichts entdeckt. Die neue Figur in Band vier, Michonne, ist geheimnisvoll und undurchschaubar. Das ist gut so, aber warum ist sie so? Keine Ahnung! Wir lernen sie kennen, als sie mit zwei Zombies an der Kette unterwegs ist. Woher? Wohin? Keiner weiß es. Sie muss auf der Suche sein. Nach Essen und Sicherheit. Da trifft sie Otis aus Ricks Gruppe und der lässt sie einfach so stehen. Da müsste doch noch etwas zwischen den Beiden passieren, als sie dann zusammen im Gefängnis leben?! Statt dessen schmeißt sie sich an den großen und starken Tyresse ran und bläst ihm mal einfach so nebenbei einen. Sucht sie Schutz? Wer weiß? Dafür, dass sie die den Stein der diesen Band dominierenden Aktionen ins Rollen bringt, ist ihre Rolle einfach zu undurchschaubar. Vielleicht ist das größer angelegt und folgt dem in den USA recht erfolgreichen Konzept der „Lost“ TV-Serie, hier funktioniert das nicht besonders gut.

„The Walking Dead“ entwickelt sich von einer hervorragenden und innovativen - weil zu Romeos Wurzeln zurückkehrenden - Serie zu einer überdurchschnittlichen aber eher normalen Zombie-Storie und dann zu einer Comic-Version der schon erwähnten TV-Serie „Lost“.

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