Ohne Frank Miller wären der amerikanische Comic sicher noch immer reiner Kinderkram. Mit seinem „Dark Knight Returns“ verlieh er den Superhelden Respekt bei den älteren Menschen und sein „Sin City“ definierte den schwarz/weiß Comic in den Staaten neu. Dabei probierte er in dieser ersten Geschichte aus dem Moloch des menschlichen Abschaums erst einmal wild herum. Da begegnet dem Leser erst einmal eine Ausgabe des Playboy, dann eine 1 zu 1 Kopie von Millers „Elektra Lives Again“ – alles nicht schlecht, aber noch nicht das, wofür man dieses Comic so in den Himmel lobt. Neben den augenbetörenden Splashpages erzählt Miller klammheimlich eine ultrabrutale Story im überspitzen Film Noir Stil.

Brutal wie eine unerwartete Faust in der Fresse bricht das Leben über den unter Psychopharmaka stehenden Muskelberg Marv herein. Zuerst der Fick seines Lebens und dann rennt er um sein Leben, denn die Fau an seiner Seite ist tot. So eine perfekte Frau hatte der verunstaltete Hüne noch nie im Bett, vielleicht war sie ja auch seine erste Frau überhaupt. Obwohl seine Welt nicht immer so ganz klar für ihn ist, diese Frau verdient auch posthum Respekt und sie einfach so neben ihm vom Leben in den Tod zu befördern macht ihn wütend.

Selbst als Marv, von der Polizei verfolgt und den prostituierten Freundinnen der toten Prostituierten die er nach dieser einen Nacht so verehrt verprügelt, die Macht des Drahtziehers zu erahnen beginnt, will er der Liebe seines Lebens einen letzten Dienst erweisen: Den gerechten Tod ihres Mörders.

Miller wird im Verlauf der Story immer härter. Rumhurende Priester und menschenfressende Profikiller sind nur das Sahnehäubchen auf abgesägten Armen und Beinen. Das Marv dabei mehr oder weniger selbst dabei drauf geht ist klar und unvermeidlich, aber immer wieder erwischt man sich dabei, wie man als Leser zum groben Schläger Marv eine emotionale Bindung aufbaut.

Mitgefühl zwischen Tonnen von Blut und Gewalt? Abwegig, aber Miller übertüncht mit groben Flächen, holzschnittartigen Schatten und extremen Lichteffekten die erschreckend grobschlächtige Story. Und ab der zweiten Hälfte des Buches passt dann Grafik und Erzählstil wie ein Stilett in eine blutende Wunde.

Das von der Hellboy-Werkausgabe bekannte kleine Hardcover Format ist einfach schön und ist man erst einmal mitten in der Geschichte, kann man den Band fast nicht mehr aus der Hand legen.

„Sin City“ wurde schon einmal im renommierten Carlsen Verlag erschienen und wurde für diese Ausgabe neu übersetzt. Nach Angaben aus dem Verlag hat man in der alten Übersetzung viele Fehler gefunden und jetzt bereinigt. Sogar eigene Schreibfehler hat man dem Buch spendiert. Im Vorwort gibt es den lustigen Satz "Das Monopol von Marvel und DC, die den amerikanischen Comicmarkt über Jahrzehnte dominiert hatten, war gerochen.“

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.