Dem Übergewicht an Mädchen in der Manga-Leserschaft wird immer mehr Rechnung getragen. Shojo-Manga, Geschichten speziell für Mädchen, das heißt Gefühl und Versöhnung bei nicht allzuviel Sex, eher leiser Erotik. Angel Dust bietet genau das. Ein bisschen laue aber bedeutungsschwangere Polemik darf nicht fehlen: "Weint sie? Sie Träumt. Einen Traum? [Die Frage tat weh!] Eine Erinnerung!".

Genug gelästert. Angel Dust ist schön! Wer gute Mädchen/Engel-Art sucht, aber die Anschaffung einer Serie mit etwa zwanzig Bänden scheut, ist hier richtig. Phantastische Bilder mit riesigen Schwingen gibt es genug. Neu ist der Einsatz von Fotos als Hintergründen. Erinnert angenehm an die ersten Negativ-Zonen-Storys der "Fantastischen Vier". Ansonsten das volle Programm: Große Augen, Speedlines und knackige Mädchen. Sieht fast wie eine Vorlage für ein Image-Comic aus ;-). Mal wieder wird die westliche Religion als (für Japan) exotischer Namensgeber ausgebeutet. Mit Engeln eben.

Ein guter und ein böser Engel sind auf die Erde gekommen. Diese biomechanischen Symbionten brauchen einen Menschen (Warum? Das wird nicht so richtig erklärt), mit dem sie einen Vertrag abschließen. Der gute Engel weiß nicht, wie sie auf die Erde kam, die Herkunft des bösen Engels bleibt ein Geheimnis der Autorin.

Der gute Engel "verträgt" (Vorsicht Wortspiel) sich mit der schüchternen Yuina Hatori, die stückchenweise die neuen Möglichkeiten kennen lernt. Der böse Engel hat sich mit Akiho Kudou zusammengetan, einem Mädchen, das einmal eine Gesangsrolle in einer Schulaufführung wegen unserer Yuina nicht bekam. Die Welt ist wirklich klein. Ein bisschen platte und dünne Story, aber hier sind es das Artwork und die Leichtigkeit der Erzählung, die Spaß machen.

Was neben den üblichen Kritikpunkten an Mangas so richtig nervt, ist Folgendes: Warum dürfen nur Mädchen nach dem Sinn des Lebens fragen? Macht das ein richtiger Junge nicht? So wie weinen? Auch wenn Jungen ihre Emotionen und die damit verbundenen Fragen besser verstecken können, als die vermeintlich labileren Frauen - die Sinnfrage kommt irgendwann über jeden. Mit der Einteilung Shojo/Shonen wird mal wieder ein in unserem Kulturkreis fast schon als nicht mehr zeitgemäß erachtetes Klassenmodel für Mann und Frau zelebriert. Das soll keine Kritik an diesem Comic speziell sein, eher ein Denkanstoß im Allgemeinen.

Es mag auch negativ klingen, wenn bei einer erfreulich kurzen und abgeschlossenen Geschichte darüber geschrieben wird, dass diese Tatsache wohl dem schlechten Abschneiden bei der Leserschaft zu verdanken ist. Ansatzpunkte für eine Endlosfortsetzung gäbe es genug und eine solche wäre es wohl auch geworden, hätte Angel Dust in Japan mehr Käufer gefunden. Mangas sind eben auch nur ein Teil einer riesigen Industrie mit Erziehungsauftrag.

Positiv ist die gute Aufmachung des Bandes mit farbigem Ausklappbild und Schutzumschlag.

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