Oft fragt man sich, gerade bei den "anspruchsvolleren" Comics, wie kommt der Autor auf solche Geschichten? Lewis Trondheim gönnt seinen Lesern dieses zweifelhafte Vergnügen. In diesem über 150 Seiten starken Band begleitet man den Erfinder von "Herrn Hases harrsträubende Abenteuer" fast zwei Jahre lang. Dabei erzählt er nicht nur von seinen tatsächlichen Erlebnissen, besonderen Augenmerk legt er auf die Visualisierung seiner Gedanken.

Öfters ergreift Lewis Gewissen das Wort. Eine widerliche Gestalt. Ständig nörgelnd nimmt es die Gestalt eines "Guten Vorhabens zu Silvester" an und traktiert die Hauptfigur wie man das aus eigener Erfahrung kennt. Irgendwie ist die Möglichkeit, sich selbst in diesem Buch zu erkennen, sehr hoch. Doch selten, und noch seltener in diesem Medium, wird in dieser offenen Weise darüber gemalt/-sprochen.

Nun mag der Eindruck aufkommen "Approximate Continuum Comics" wäre eine ernste und trockene Angelegenheit. Trondheim schafft es, auf einen schmalen Grad zwischen Autobiografie und Unterhaltung zu wandeln. Mit Schlafwandlerischer Sicherheit und trockenem Humor umschifft er diverse Klippen der Peinlichkeit oder der Langeweile und macht die Lektüre so angenehm, wie ein langer Plausch mit einem guten Freund. So reihen sich Episoden unterschiedlicher Stimmung aneinander und zeichnen ein unspektakuläres und damit um so menschlicheres Bild eines Menschen, den man spätestes nach der letzten Seite gerne einmal persönlich kennen lernen möchte.

Grafisch bleibt ein Trondheim ein Trondheim. Wer einen gesehen hat, erkennt ihn fast mit geschlossenen Augen. Unbeholfen und gewollt nicht perfekt, mit diesem Stil kann man jedes Genre bedienen oder karikieren. Es braucht etwas, bis man sich, gerade in Zeiten der schönen und bonbonfarbenen Massenkost, daran gewöhnt hat. Bezeichnender Weise finden solch eigenständige Comics gerade in Fernost ihr Publikum. Gerade dort, wo perfekte und rundum leserfreundlich designte Comic-Kost erdrückender Fülle überall zu finden ist. Auch "Die Fliege", Trondheims Export ins Manga-Land, macht einen Gastauftritt. Erst wer dieses Buch gelesen hat, kennt die wirklichen Gefahren von Zombie Filmen und wird bei jedem Griff an den zu großen Bauch immer wieder an Lewis Trondheim denken.

Am Ende des Buches kommen auch die anderen Akteure zu Wort. Hier erzählen sie, was sie von Trondheims Geschichte und der Darstellung ihrer Person halten. Das unterstreicht den intimen Charakter des Buches noch. Fast fühlt man sich wie ein Voyeur, der ungeniert und ungefragt in die Privatsphäre eines Fremden eingedrungen ist.

"Approximate Continuum Comics" ist ein fast ernstes Buch das aber den schalkhaften Autor nie verleugnen kann. Unbedingt lesen, wenn man von einem Comic mehr als Action verlangt!!!! Trondheims Homepage: www.kkn.com/lewis - und richtet ihm einen schönen Gruß von der Parnass aus!

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