Die Berlinoir beherrschenden Vampire sind durch die Terroristen ermordet worden, nur der Bürgermeister Madocles regiert als von der Sonne verbranntes Phantom von Berlin weiter. Doch sein Herz ist erwacht – oder er ist ob seiner Erscheinung melancholisch bis apathisch geworden. Die Machtverhältnisse sind also irgendwie gleich geblieben, nur dass nun Generälin Radra ein noch härteres Regime anstrebt, als es ihre Vorgänger im Sinn hatten. Doch Melancholie und Gewalt passen nicht zusammen, so wird Berlinoir getrennt. Eine Mauer trennt plötzlich Familien und Kultur von Unterdrückung. Wo ist der Widerstand? Der leckt gebrochen seine Wunden. All das Leiden durch die Anschlägen hat nur neues Leid und keine Erlösung gebracht. Veta versucht vergeblich Generälin Radra zu ermorden und danach gibt es keinen Widerstand mehr. Bleibt noch der weinerliche Niall, der im betrübten Bürgermeister allerdings keine Hilfe findet. Er muss sich ganz aufgeben, um ein letztes Mal für die Menschen kämpfen zu können.

Der dritte Teil der Geschichte um das vampirische Berlin ist wieder opulent. Kleists Gesichter sind hart und eher wenig ansehlich, seine Stadt ist dreckig und feindlich – doch er erzählt die Geschichte in großen Bildern. Dieser Comic ist sehr deutsch, aber was heißt das? Die Mauer, berliner Dialekt, Weltschmerz und doch ein Fünkchen Hoffnung – ist das deutsch? Es beeindruckt durch die Eigenständigkeit und die gebotene Unterhaltung. Dabei gibt es unzählige Möglichkeiten ins erzieherische abzudriften, aber das vermeidet der Autor gekonnt und der Zeichner reißt den Leser mit zur nächsten Hürde. Ob Juden oder Flucht in zügellose Ekstase, diese Geschichte will zum zwanglosen Philosophieren locken und unterhält. Das Ende ist ein Schlussakkord in Dur. Vielleicht etwas zu leicht für die drei Bände voller Grafik und schmerzlosem deutschen Selbstbewusstseins.

Die Edition 52 hat mit den drei Bänden einem lesenswerten Projekt Raum und Geld gegeben, nun sollten endlich auch die „Ich lese Geschichten nur wenn sie komplett sind“-Käufer zugreifen. Das Duo Meissner/Kleist kommt in puncto Verweise auf Kunst und Gesellschaft mindestens an den aktuellen Moore heran, schade dass sich trotz der wenigen aber immerhin vorhandenen Sex-Szenen noch keine profunden Liebhaber der heeren Kunst für diesen Comic so ins Zeug geworfen haben, wie für die Sexkapaden des Engländers. Ein guter Name und direkte Ansprache an die Triebe wirkt schneller, als gelungene Unterhaltung. Schade

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