Die Sache mit Sorge ist eine Agenten-Geschichte. Keine Gimmicks, keine heißen Bräute in hautengen Kleidern und kein tolles Auto. Statt dessen Alkoholismus, verratene Freundschaft und das normale Leben. Richard Sorge informierte Russland über den bevorstehenden zweiten Weltkrieg – Russland wollte es nicht hören.

Selten liest man von echten Agenten, meist sind es Bruno Brazil oder Agent Alpha, hier ist die historische Person Richard Sorge der Antiheld. Er lebt in Tokio und hat sehr gute Beziehungen zur deutschen Botschaft. Der Botschafter Ott ist ihm freundschaftlich verbunden und mit dessen Frau hatte Sorge eine intime Beziehung. Beste Voraussetzungen für einen Spion. Nur seine launische Art und sein Alkoholismus stehen ihm selbst im Weg. Als die junge Pianistin Eta Harich-Schneider mehr oder weniger vor dem Nazi-Regime nach Tokio flieht, wird alles richtig kompliziert. Sorge flirtet heftig mit der Musikerin und in Deutschland plant man den Angriff auf Polen. Als Sorge von den Kriegsplänen erfährt, sieht er seine große Chance, Geschichte zu schreiben, aber Stalins Machtapparat will nicht auf den einsamen Mann in Japan hören. Mehr Alkohol und der wachsende Einfluss des deutschen Polizeiattachés Meisinger machen es dem Spion nicht leichter, der lässt sich aber durch nichts von seinem destruktiven Lebensstil abhalten. Er vernachlässigt seine Tarnung gefährdet so auch seine Mitarbeiter.

Das wahre Leben ist nicht so bunt und spannend wie die meisten Blockbuster Filme oder Bestseller-Romane. Aber es ist eben das echte Leben. Isabel Kreitz schönt in dieser Geschichte nichts. Ihre Bilder zeigen Falten, die in den leicht deformierten Figuren mit den zu großen Köpfen noch deutlicher eben-nicht heroisch wirken. Aber ebenso wie auf heroische Übersteigerung verzichtet sie auf polemische Schuldzuweisung. Sie lässt Sorge saufen und seinen Wagen im Suff zerlegen, seine Sucht nach Zuneigung bei verschiedenen Frauen suchen – alles ohne erhobenen Zeigefinger. Die Geschichte als solche kann den Leser nicht mitreißen, das muss das Mitgefühl des Lesers machen. Das ist bei einem Umfang von 244 Seiten nicht einfach.

Carlsen macht bei dieser Produktion einen zwiespältigen Eindruck. Das kleine Format in Buchgröße mit Hardcover und Fadenheftung ist perfekt, leider ist der Druck mal zu blass und mal zu satt. Diese Schwankungen lassen zuerst nach einem Sinn dahinter suchen, aber sie zeichnen keine Rückblenden oder ähnliches aus, sie sind einfach nur ein Produktionsfehler.

Die Sache mit Sorge gibt dem Comic-Fan neben einer beeindruckenden Geschichte aus dem wahren Leben einen weiteren Comic an die Hand, um Comic-Skeptikern inhaltlich wertvolle Vertreter der neunten Kunst zu präsentieren.

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