James Bond, Sherlock Holmes und Luky Luke - es gibt fiktive Personen, die ihre Schöpfer überdauern, und der Cowboy, der schneller schießt als sein Schatten und heutzutage auch nicht mehr raucht, weil man so ein besseres Vorbild vor allem für jüngere Leser ist, reiht sich da problemlos in die Größen der nie von einer Nabelschnur gelösten Helden ein. Doch es ist immer wieder ein Problem, wenn es neue Abenteuer der generationsüberdauernden Idole gibt. „Das ist nicht das Original“ postulieren da immer wieder die Gelehrten. Da haben die sicher Recht und das dürfen sie auch ruhig kundtun, vor allem, wenn die lebensverlängernden Maßnahmen am literarischen Abenteurer-Besteher so lustig sind wie in dem vorliegenden Fall. Da lächelt der den Bewahrern trotzende Leser und freut sich an der vom Rechtinhaber legitimierten Mundwinkelgymnastik.

„Die Daltons in der Schlinge“ ist ein doppeldeutiger Titel, den allerdings nur Comicleser mit unledigem Familienstand in der Vita auf Anhieb verstehen können. Denn den Dalton droht auf diesen 48 Seiten ein zeitweise weit härteres Los als die Todesstrafe: Ein altes Gesetz rettet die vier unfreiwilligen Freunde des Gefängnishundes Rantanplan vor dem Tod durch Erhängen, wenn sie statt zu sterben heiraten. Und es kommt, wie es kommen muss, Ma Dalton findet nach einiger Mühe vier Heiratswillige für die des Sterbens Unwilligen. Doch beim zweiten Blick auf die Heiratskandidatinnen und vor allem nach den ersten Tagen der Zweisamkeit überlegen sich zumindest drei der vier Brüder, welches Schicksal schlimmer ist: Ehe oder Tod? Es wird schon seinen Grund haben, warum in Kriegen zwar mit dem Satz „Freiheit oder Tod“ die Schlacht begonnen wurde, niemals aber mit den Worten „Ehe oder Tod“.

Auch dieser Luky Luke ist witzig. Nicht wichtig, erzieherisch oder lehrreich – witzig. Und das ist gut so. Und er ist französisch. Nicht in jede Karikatur kann der deutsche Leser den verunglimpften Promi erkennen, aber für was gibt es Foren wie das Comicforum, wo man sich solche Wissenslücken von kundigen Mit-Comic-Lesern stopfen lassen kann? Und der Witz kommt durch die bekannten Stilmittel, die ein echter Luky Luke haben muss: Rantanplan versteht alles falsch - aber dafür ist der sonst so verschlafenen Hund in diesem Band erstaunlich wach -, die Daltons rauben eine Bank aus, Luky Lukes Pferd Jolly Jumper gibt bissige Kommentare und die Daltons enden im Knast beim Steinchenklopfen. Zwischen drin wechseln die Daltons ihre gelb/schwarze Gefängniskluft gegen gelb/schwarze Lendenschorze – allerliebst. Das neben dem bekannten Schlussbild auch das Schlussbild aus einer anderen, sehr bekannten franko/belgischen Serie, hier auftaucht, mag man unangemessen oder als gelungene Hommage empfinden – zum Schmunzeln taugt es auf jeden Fall. Und wer den spitzbübigen Zeichner schon mal live erlebt hat, fragt sich, welche Schelmereien wohl auf dessen Mist gewachsen sind ;0)

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