Frank Miller ist der Meister des Holzschnitt-Comics. Sowohl in seinen Bildern als auch der erzählten Geschichte reduziert er bis auf die Essenz. In "300" bedient er sich einer geschichtlichen Vorlage: Die Spartaner halten mit nur 300 Mann über Tage die gewaltige persische Armee auf. Schon auf den ersten Seiten wird das Ende der Geschichte vor weggenommen: Es wird keine Heimkehr der Spartaner geben. Die Niederlage wird durch den Verrat eines abgewiesenen und verunstalteten Krüppels ermöglicht.

Nur in Nebensätzen wird auf die Kultur Spartas eingegangen. Miller konzentriert sich auf Entschlossenheit, Pflichterfüllung und den Kampf. Dabei entgleiten ihm die Bilder nicht in reine Gemetzel-Gemälde vieler so genannter Antikriegsfilme. Hier sieht auch das Auftürmen der Leichen als im Kampf nützliche Barrikade wie ein ganz natürlicher Bestandteil des Krieges aus.

Die wunderbaren Farben von Millers Frau Lynn Varley schmeicheln den Bildern, erzeugen oft auch den Eindruck der staubvernebelten Luft auf dem Schlachtfeld, aber so richtig gut wird dieser Comic erst in den Schattenrissen. Krieg und Sterben reduziert auf Schwarz und dann doch nicht Weiß, das Morden der verletzten Gegner wird zur emotionslosen Notwendigkeit.

Wer „300“ nur lesen will, wird schnell fertig sein. Aber Millers Bilder wollen mit den Augen erlebt werden. Andere Comics können mit Detailverliebtheit beeindrucken, Miller besticht durch Vereinfachung. Die Spartaner wirken wie aneinander geklebte Kopien nur einer Originalzeichnung. Das persische Heer wird Reihe um Reihe abstrakter und endet in einer von Dreiecken besetzten Bergkuppe. Und das wirkt.

Das Ende ist klar – so klar, das Miller es nicht einmal in Szene setzt. So lenkt er wieder den Blick auf seine Kernaussagen: Entschlossenheit, Pflichterfüllung und den Kampf. Konsequent bis zum letzten Panel wäre es Schwaz/Weiß.

Bunt wird Miller bzw. Varley erst in DK2 so richtig gut, dann aber wieder einmal unvergleichlich konsequent.



"300" kam schon bei Verlag Schreiber & Leser raus, deswegen mal ein Vergleich der beiden Versionen:

Der neue Band ist etwas kleiner – das merk man aber ohne den direkten Vergleich eigentlich nicht. Das Einzige, was negativ auffällt, ist das nicht ganz so schwarze Schwarz. Auf diesem Gebiet konnte man nicht ganz an die Schreiber & Leser Version herankommen. Die oft dunkelgrauen Flächen reduzieren den an sonst starken Kontrast der Bilder. Da dieser Fehler nicht auf allen Druckbögen des Bandes zu bemerken ist, bleibt zu hoffen, dass nicht alle Bücher von diesem Manko betroffen sind. Also einfach mal mehrere "300" Bände durchblättern und den schwärzesten rauspicken.

Unterschiede gibt es noch im Spezial-Font der Überschriften – beide sind okay. Ein dickes Plus kann CrossCult bei der Übersetzung einheimsen. Zwar ist die eigentliche Übersetzung dieselbe, da CrossCult einen kleineren Font für die Sprechblasen wählte, können sie mehr Text platzieren, und das merkt man im Vergleich deutlich.

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