Was für ein ehrenwerter Anti-Held. Diese Serie hat alles, was man an Vorurteilen gegenüber Japan zu hegen pflegt. Unterwürfige Frauen, Männer, die ihre Aufgabe bis zur Selbstaufgabe erfüllen, gnadenlose Gastfreundschaft, gesellschaftliche Normen, die jeder bis zum eigenen Tod erfüllen muss. Doch neben den nach Klischee riechenden Abenteuergeschichten wird hier ein Sittengemälde des mittelalterlichen Japans gemalt, das langsam ein Verständnis für diese uns so fremd wirkenden Konventionen vermittelt.

Endlich wird in der Geschichte „Der weiße Pfad“ erklärt, wie Okami zum Ronin wurde. Einst war er der Kaisbakuni in Dienste des Shogun. Seine Aufgabe war es, den zu Tode verurteilten Amtspersonen beim rituellen Selbstmord als Sekundant zur Seite zu stehen. Durch seinen Schwertstreich wurde der Todeskampf des meist unfreiwilligen Selbstmörders durch Enthauptung ein schnelles Ende bereitet. Da der Shogun unbarmherzig war, mussten immer die Familien das Schicksal des Verurteilten teilen.

So ehrenhaft dem Fremden der japanischen Ehrenkodex erscheint, so sehr wurde er laut diesen Geschichten auch ausgenutzt. Die Intrigen nutzten die Konventionen. So wollte die schon einflussreiche Familie der Yagyû das Amt des Kaisbakuni inne haben. Der amtierende Kaisbakuni musste weg. Die Zukunft unseres Helden Okami steht also auf dem Spiel. Die machthungrige Familie platzierte im Gebetsraum von Okami ein Täfelchen mit dem Wappen einer Familie, deren Tötung nicht vom Shogun befohlen worden war. Ein Inspektor entdeckt diese Tafel und beschuldigt anhand dieses „Beweises“ und eines erzwungenen Geständnisses eines weiteren Opfers Okami des Mordes. Okami erkennt aber die Intrige und wehrt sich, das Leben seiner Frau kann er aber nicht mehr retten. Nur sein drei jähriger Sohn überlebt neben ihm das Massaker an seiner Familie. Durch die fingierten beweise diskreditiert muss er sich als geächteter durchschlage. Aber der Durst nach Rache verleiht im immer wieder die benötigte Stärke.

Seine Rache bestimmt sein Leben und das seines Sohnes. Immer wieder werden beide geprüft. So auch in der Episode „Halbe Matte, ganze Matte, zweieinhalb gô“. Hier trifft Okami auf einen weiteren Ronin. Dieser hat seine Erfüllung gefunden. Er muss sein als Krieger erworbenes Wissen für den Frieden einsetzten. Da kommt ihm Okami gerade recht. Er will ihn von seinem Leben als Auftragsmörder abbringen. Wenn es sein muss, in dem er ihn umbringt. Die Geschichte besteht zum größten Teil aus der Überlegung Okamis, wie er den Gegner überwinden kann. Seitenlang spielt er Varianten des kommenden Kampfes durch bis er zu einer erfolgversprechenden Lösung gelangt. Obwohl Okami wieder einmal als Sieger aus dieser Begegnung hervorgeht, hat ihn die Einsicht seines unterlegenen Gegner tief berührt. Das er seinen dunklen Weg weitergehen muss lässt ihn am Ende der Geschichte weinen.

Der dritte Band besteht aus fünf in sich abgeschlossenen Geschichten. Wie schon in Band eins und zwei mit sehr vielen blutigen Kämpfen. Die Zeichnungen sind wieder sehr einfach. Manchmal sogar fehlerhaft, wenn zum Beispiel der Rand der Karaffe seitlich neben dem Trinkbecher endet, die Flüssigkeit aber dennoch in den Becher fließt. Aber in kaum einem anderen Comic wurde Gewalt so nachfühlbar dargestellt wie hier. Die Wucht, mit der eine Eisenkeule einen Körper verletzt wird auch gröber gezeichnet, als der Schwertstreich, der die Halsschlagader durchtrennt.

Neben den Fehlern in der Perspektive vermehren sich hier die orthographischen Fehler. Wenn in der Überschrift Groß- und Kleinschreibung benutzt wird, dann muss „weiß“ mit „ß“ geschrieben werden. Das Zitat „Halbe Matte, ganze Matte, zweieinhalb gô“ wird in der Überschrift mit einem großen „Zweieinhalb“ geschrieben und während der Geschichte einmal falsch mit „[...] ganze Matte [...], halbe Matte, zweienhalb gô [...]“ wiederholt. Die Vertauschung der halben und der ganzen Matte wird nicht erklärt. Solche Pannen vergibt man einem vermeintlich trivialem Comic vom Schlag eines Superman noch, aber für diesen sehr erwachsenen Comic ist das ärgerlich.

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