Spider-Man, Loeb & Sale, der Green, Goblin Kraven und Gwen Stacys Tod – kann es noch dicker kommen? Nein – aber von Anfang an. Spider-Man ist einfach ein Comic Klassiker und hat einmal eine neue Strömung im Genre Superheldencomic begründet. Stan Lee und Steve Dikto haben in Amazing Fantasy # 15 den Helden in Unterhosen ein Herz gegeben. Darum wird gerade die Spinne auch immer wieder neu erfunden. Jetzt also die Verkaufsgaranten Loeb und Sale. Die dürfen ja so ziemlich alles machen, bleiben ihrer eigenen, fast poetischen Art aber immer treu. Nach dem Daredevil in Gelb nun Spider-Man in Blau (und Hulk Grau ist auch schon angekündigt!).

Peter Parker erzählt aus seinem Leben, und vor allem von Gwens Tod. Wehmütig, trotz der ganzen gezeigten Action, legt sich dieses Comic aufs Herz. Für die Klon geplagten neuen Leser ungewohnt, für den alten Fan aber genau das, was auch er beim Durchblättern der alten Hefte empfindet. Obwohl diese Bilder sich oft an die Originale anlehen, sie respektvoll zitieren und á là Warhol oder Lichtenstein zu Ikonen erhöhen, fängt diese Geschichte nicht bei den ersten Spider-Man-Heften an. Loeb beginnt im vierten Spinne Jahr rund um die Nummer 40 der Serie mit seiner Hommage. Vielleicht weil ein paar Jahre vorher John Byrne eher erfolglos den Beginn neu erzählte? Egal, aber bei diesem Einstiegspunkt ist es auch nicht verwunderlich, das sich die Zeichnungen eher am Stil Buscemas orientieren als an dem von Dikto. Ohne die mittlerweile schon vor dem Zerfall bedrohten alten Hefte im Hinterkopf macht Spider-Man Blau nur halb so viel Spaß. Natürlich wird eine ordentliche Geschichte erzählt, aber wer beim Schlussbild des ersten Heftes nicht in die Sammlung greift, um nachzuschauen, ob Mary Jane wirklich so laziv im Türrahmen hängend mit einem lockeren "Gibs zu Tiger - Das ist heute Dein Glückstag" ihre Figur ins rechte Licht rückte, der hatte nie Pickel im Gesicht, keinen Pfennig mehr in der Tasche, aber dafür das neueste Spinne Heft in der Hand. Nach solchen Monster Sätzen muss man einfach mal Luft holen, und dazu lässt einem dieses ruhig erscheinende Comic auch Zeit. Klar gibt es Kloppe von und für Spidey, dafür sorgen die Geier (ja, beide!), Rhino, die Echse und Kraven. Aber Loeb legt mehr Wert auf das Zwischenmenschliche. Nach über 120 Seiten resümiert ein trauriger aber nicht zerstörter Peter Parker "... das das Leben sehr schön sein kann". Eben, oder wie ein weiser Mann einmal sagte: "Läbä get weita". Und genauso sicher werden auch Loeb und Sale ihre fruchtbare Zusammenarbeit weiterführen und einem gesetzten Publikum ihre warmherzigen Moralgeschichten mit altbekannten Helden offerieren. Natürlich zu einem Preis, den sich gesetzte Menschen leisten können.

Dafür bekommt man aber auch tolle Storys mit Gänsehaut-Feeling, wenn man nur alt genug ist, sich von einer nostalgischen Rutschbahnfahrt mitreißen zu lassen. Und man bekommt professionelle buchbinderische und drucktechnische Arbeit, die keine Wünsche offen lässt. Ordentliches Papier, satte Farben, Mini-Gemälde und stilvoll mattgelackte Karton-Cover. So kann man lange an diesen schönen Comics Freude haben. Auch bei der Übersetzung darf man kleine Glanzlichter in puncto Kontinuität bewundern: Der oben zitierte Ausspruch von MJ steht genauso in der 2000 erschienenen Reprint-Kassette im Nachdruck des Heftes # 42.

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