Gibt es einen deutschen Stil? Es scheint fast so. Weder pure Superhelden-Action noch unterhaltsame Gesellschaftskritik der alten franko-belgischen Schule - irgendwie krautig, aber wie man bei "Final Arts" oder "Comicwerk" sehen kann, einfach immer besser. Okay, Murat Kaya liest sich nicht so deutsch wie Hans Meier, aber auch "Liebesgrüße von der Ex" passt in dieses Bild einer wachsenden deutschen Szene.

Aber was verbirgt sich hinter dieser Geschichte? Trin hat eigentlich nur das "ity" vergessen, ansonsten ist sie mit der Sonnenbrille und dem Lederoutfit 100% "Matrix". Ein trotteliges Zwillingspärchen von der Kripo scheint die Hommage an "Tim und Struppi" zu sein und ein kurzsichtiger Massenmörder mit weißer Latexmaske verweist auf "Scary Movie". Es ist ein Eintopf! Gut deutsch, deftig und abwechslungsreich. Sieht ordinär aus, ist aber eher originär. Und manchmal - wie in diesem Fall - einfach ein Gedicht. Die Zutaten sind gut gewählt. Deftige Kommentare á là Terminator "Freue mich Dich heute zu treffen" beim Abfeuern der Panzerfaust sind nicht neu, aber Kartoffeln sind auch schon wohl bekannt und dennoch immer wieder gut, es kommt halt auf die Zubereitung an. Die ist Eins-A. Dezent verfremdete Fotografien dienen als Hintergründe für die Underground-Figuren. Vor allem die Farbkompositionen stimmen. Mal das kalte Schwarzblau einer Großstadtnacht, mal das Warm-Braune einer gemütlichen Wohnung.

Der Autor spielt mit den Stilmitteln seines Genres und reichert diese mit eigenem Witz an. So wird das lose Ende eines Handtuches auf dem Kopf zur Gesichtsmaske eines Ninja und die unvermeidbare Ente sinniert: "Ich beherrsche alle Tierkampfstile der 36 Kammern des heimischen Tierparks" – einfach zum schreien!

Dabei entwickelt sich das Ganze von einer Zitatesammlung immer mehr zu einer irgendwie stimmigen Story. Ist Trin wirklich eine Mörderin? Sie taucht zumindest an allen Tatorten auf und ihre blutroten Hände machen sie nicht eben unverdächtiger. Aber natürlich ist nicht alles so, wie es zunächst erscheint. Wer steht hinter den Stimmen, die Trin hört? Kann sie wirklich durch ein Telefon aus dieser Welt fliehen? Können die beiden Beamten den Fall lösen? Werden alle unsere Freunde das Ende dieser Geschichte erleben?

Schade nur, dass der kleine Band buchbinderisch nicht ganz die Qualität des Comics hat. Nach einem erneuten Lesen zeigte der Papierblock Ablösungstendenzen vom Karton-Cover. Bedauerlich, denn dieses Comic hätte man sicher gerne öfter gelesen, was aber bei der in Kürze zu erwartenden Lose-Blatt-Sammlung schwer fallen dürfte.

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