Vorsicht, dieses Stück neunter Kunst geht unter die Haut! "Hey, warte Mal ..." ist pure Emotion. Deswegen mal wieder keine Rezension sondern ein längerer Kommentar:

Jason muss ein Mensch voller Wahrheiten sein. So Vieles von dem hier gezeigten kann ich bestätigen: Ja, ich wollte nie so was langweiliges wie Fabrikarbeiter werden, lieber Journalist oder so. Ja, es gab eine verdammt große Zahl an verdammt langweiligen Tagen, die man mit seinem Freund einfach nur so verbrachte. Ja, Neal Adams ist der beste Batman-Zeichner gewesen. Und dann das leidige Thema "Mutproben". Ich bin mal über eine Kuh gesprungen - auf so bescheuerte Ideen kommt man nur, wenn man nicht alleine ist. Ich hatte verdammt Schiss, aber die anderen haben sich scheinbar nicht so angestellt. Also habe ich mich dann als zweiter gemeldet, zu mehr reichte mein Mut nicht. Und dann sprang der erste. Was dann genau geschah weiß ich nicht mehr, aber irgendwie kam ich rüber und der Kuh war es scheißegal. Und dann das andere Geschlecht. Ab wann wurde das so anders? Klar, Mädchen waren irgendwie immer anders, meistens blöd, aber wann wurden sie SO anders? Der erste Teil des Comics könnte meine eigene Geschichte sein, nur bin ich weiß und meine Ohren sind kürzer. Und solch ein einschneidendes Ereignis hatte ich glücklicherweise nie, aber die Langeweile, das Unwissen und die Hilflosigkeit der goldenen Tage der Kindheit kann ich voll unterstreichen. Nur hat mir das nie jemand so knapp und so deutlich erzählt. Einfach, mit drei mal drei groben und eigentlich von Jedem malbaren Bilderchen. Aber die Klarheit, mit der diese Geschichte erzählt wird, lässt mich auch beim wiederholten Lesen erschaudern. Lange und kunstfertige Satzmonstrositäten werden angesichts dieser reduzierten Deutlichkeit zu aussagelosen Hülsen. Und weil so deutlich ist dieser Comic auch so hart mit dem Leser.

In Teil zwei wird es nicht freundlicher. "Eins steht fest, ich werde nicht in einer Fabrik arbeiten oder so was langweiliges", haben einstens wohl die meisten Fabrikarbeiter einmal gesagt. Von der Langweile der Kindertage geht es nach der unfreiwilligen Reifung zum Erwachsenen mit der Hilflosigkeit des Erwachsenseins weiter. Jason zeigt, wie schnell man seinen eigenen Versprechen gegenüber untreu wird. Er tut das ohne Greuel oder Gehässigkeit, aber er tut es. Das ist gemein genug. Und er tut es, wie das Leben manchmal ist – über weite Strecken wortlos.

Das Comic ist voller Anspielungen und Verweise auf sich selbst. Der Titel erlangt eine bitterböse Bedeutung und böse Menschen sind schon im Leben tot. Wenn man will, und dieses Comic nur oft genug liest, erzählt es eine Menge Geschichten. Meist sind es die des Lesers. Auf jeden Fall ging es mir so.

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