Es ist wahr, viele von uns Comic-Lesern waren mal jung. Manche sogar in den 80ern. Grufties, bunte Haare, Punks, Mods, Skins. Und natürlich Mädchen. Für die verschwindend geringe Zahl der Comic-Leserinnnen wohl auch Jungs. Die Zeit war rebellisch und wie schon Janjetov sagte: Alles was Eltern schlecht fanden, war gut. Das war zwar nicht nur in den 80ern so, sondern schon immer, aber die eigene Zeit der Pubertät ist die besonderste der Welt. Für die herzerweichend süße Chynna Clugston-Major waren es halt die späten 80er.

In Band eins der Reihe "Blue Monday" bei Ehapa fing es noch recht normal an, neben ein paar Kurzgeschichten eine Odyssee mit dem Ziel eines "Adam Ant"-Konzertes. Der alte Mann im Rüschenhemdchen lebt heute noch, bloß erkennt den niemand mehr. Bleu ist die Heldin, sieht gut aus und ihre beste Freundin ist die punkige Clover. Sie machen bei einem Ska-Wettbewerb mit und Jungens gibt es auch noch. Und knappe Höschen und BHs Größe A.

"Mädchen wollen Spass" heißt dieser Band und ist voll zu empfehlen. Der Schamhaar-Burger ist zwar etwas unappetitlich, aber mal scharf nachdenken: Gabs so was in der eigenen Pubertät nicht auch? Lieber nicht weiter forschen, irgendein Leidensgefährte wird schon noch was wissen.

"Alles auf Anfang" ist der zweite Band. Leider nicht ganz das, was die ersten 120 Seiten versprochen haben. Der Anfang ist stark konstruiert. Dass sich die Jungs und Mädels in einem von den Eltern verlassenen Anwesen treffen, ist okay. Aber man duscht dort auch noch alleine - und das ist seltsam. Entweder tat man das im Rudel oder man war zu schüchtern. Hier kommt es zu Nacktaufnahmen von Bleu. Und natürlich zu einer echt herzzerreißenden Romanze zwischen Täter und Opfer. Auf den letzten 100 Seiten lebt die Story fast zu den Höhen des ersten Teils auf. Der Biber (oder was das auch immer sein soll) ist eine gelungene Erweiterung des Casts.

"Blue Monday" ist kein Manga und auch kein Mädchen-Comic. Pubertiert haben schließlich alle Geschlechter schon mal – oder werden es noch tun. Die hier beschriebenen Probleme sind zwar noch immer nicht deutsch, aber unserem Kulturkreis doch etwas näher als der durchschnittliche Shojo-Manga. Chynna hat einen New-Wave-Strich von angenehmer Klarheit. Die Figuren sind menschlich proportioniert – wenn auch wie immer ausnahmslos gut gebaut. Die Dicken sind wie immer die Dummen – diese Plattheit kann man der Story ruhig krumm nehmen. Der Einfluss der Mangas ist in verniedlichten Emotions-Gesichtern zu finden. Die kleinen Männchen mit großen Köpfen, die wie wild mit ausgestreckten Armen wedeln, wenn es gefährlich wird oder riesige Tropfen auf der Stirn haben, wenn es peinlich wird.

"Blue Monday" ist eine Liebeserklärung an die erste Liebe und an nicht mehr aktuelle Jugendkulturen. Wer baut heute noch zwölf silberne Spiegel an seinen Roller? Wer kennt die im Comic genannten Lieder von den Thompson-Twins oder von "The Beat"? Nur alte Säcke und Kühe. Dennoch ist die Thematik ewig jung.

Eine Frage bliebe da noch: Band zwei wurde mit einem anderen Cover angekündigt – ohne eine duschende Bleu. Die sieht dafür aber verdammt lecker aus (vielleicht sollten wir Chynna mal unsere Vinyl-Platten von "New Order", den "Fehlfarben" und "DAF" zeigen).

Wer Band eins liebte, wird hier ein Auge zudrücken und auch Teil zwei ins Herz schließen.

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