"Sie nennen es Erziehung" - ebenso augenzwinkernd und teilweise spöttisch wie die innere Titelseite wird mit den hehren Zielen der Erziehung in allen Cartoons des Bändchens "Vom Kinde verdreht!" der Freiburger Zeichnerin Renate Alf umgegangen. Und sie muss es wissen: Die 1956 in Göttingen geborene Cartoonistin ist eigentlich studierte Gymnasiallehrerin und dazu noch Mutter von vier Kindern.
Gerade diese alltagserprobten Erfahrungen sind es, die sich in ihren witzigen Zeichnungen niederschlagen - Hauptgegenstand sind Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter.
Erziehung ist keine ganz leichte Aufgabe - das ist eine Binsenweisheit. Aber dass sie manchmal an den Rand des Wahnsinns führen kann, wissen ganz richtig nur Eltern und professionelle Erzieher zu bezeugen. Nur sie kennen das harte Los ständig quengelnder kleiner Bälger, die nie genug Zeit von der Mama haben können, die beim Arzt Terz machen und die lieben Erwachsenen mit einer bewundernswerten Geschicklichkeit gegeneinander ausspielen: "Papa hats erlaubt!"
So sind es die kleinen, am Ende doch liebenswerten Macken unseres Nachwuchses, die Renate Alf auf ihre spitze Feder nimmt - und natürlich die zumeist weniger kleinen und deshalb im Grunde auch weniger liebenswerten Macken des leiblichen oder engagierten Erziehungspersonals.

Da werden Schulnoten heuchlerisch durch Sternchen, Sonnen und Wolken ersetzt, Papa erklärt die verzwickten Pfade der Patchwork-Familie mittels Stammbaum, in den Urlaub darf es nur noch mit Laptop gehen und am Telefon bilden sich auf Grund des Dauergequassels der Jüngsten eine lange Schlange.
Oma schenkt dem Lauser ein Schlüsselbrett statt eines Keyboards, Dad missdeutet den herbeigesehnten Stimmbruch als Erkältung und Mama verstrubbelt die mühsam hintoupierte Schmalzlocke - erwachsen werden ist gerade auch kein leichter Job.
Zumal, wenn sie die ältere Generation weder über Erziehungsziele einigen kann, noch den Trend der Zeit erkennt - heute zeigt man der Angebeteten nämlich keine Briefmarken-Sammlungen mehr, sondern die E-Mail-Box!
Wenn Alf uns dann zeigt, dass selbst im Urwald die rechte Erziehung das A und O ist, greifen wir uns endgültig an den Kopf und beschließen, lieber die Erwachsenen noch einmal zu erziehen. (Zeichnung Tarzan).

Das Fazit für die Erwachsenen: "Natürlich braucht ein Kind Grenzen - aber doch nicht gerade nachts um halb 12!"
Und das Fazit für die Kinder: "Meine Eltern sind schwer erziehbar...!"



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