Der Frauenherzen brechende Held, der Schurke, der treue Begleiter und die verliebte Schönheit an seiner Seite – Klassiker der Trivial-Kultur. Das kann langweilig sein, aber wenn der Spanier Daniel Torres mit seinem witzigen Zynismus diese Stilmittel mit barockem Design und Raumstationen mischt, wird daraus eine grandiose Agenten-Story voller Zitate und Seitenhiebe, die man gelesen haben sollte.

Fünf Bände mit dem Streiter für Recht und Ruhe beim Kaffee trinken sind bis jetzt erschienen: "Triton", "Das Geheimnis des Zischlers", "Saxxon", "Der verlorene Stern" und "Der dunkle Wald".
Die in den Achtzigern entstandene Serie setzt voll auf Kontrast.

Das beginnt mit den kantigen Zeichnungen im Stil der Nouvelle Ligne Claire. Die Figuren wirken grob. Breite Rücken, muskulöse Beine und Roccos überdimensioniertes Kinn, das stark an Michael Schumacher erinnert.

Dominieren in den ersten Bänden noch die menschlich aussehenden Außerirdischen, die ganz in der Tradition der B-Movie-Science-Fiction asiatische Züge aufweisen, werden Torres Designs immer phantastischer. "Triton" belässt es noch mit einem fast harmonischen Ineinander von bulligen Motorschlitten mit Heckflossen und dem glamourösen Flair eines St. Mauritz. In den späteren Bänden knallte der Spanier Tiermenschen, Amphibien, riesige Roboter, ABC-Schutzanzüge, religiöse Sekten und Otto-Normal-Figuren in Massen-Szenen mal in futuristische Grosstädte, mal in Höhlentempeln nebeneinander.

Diese Parallelität verschiedenster Fragmente setzt sich in den Storys fort. Torres ist Spanier und einer politischen Kultur verbunden. So tauchen in den abenteuerlichen Agenten-Storys immer wieder Themen wie die Kontrolle der Massen per Drogen oder Religion, Ausbeutung von Minderheiten, Menschenrechte oder die Frage nach dem Sinn des Krieges auf. Doch Rocco Vargas versucht sich immer wieder von diesen großen Themen zurückzuziehen – was ihm natürlich nicht gelingt.

Somit beeindruckt dieser Comic auf beiden dem Medium eigenen Ebenen. War der erste Band noch allein stehend und mehr ein Ausprobieren mit der Figur, bilden Band zwei bis vier eine Einheit. Der letzte Band "Der dunkle Wald" weist noch alle Merkmale eines typischen Rocco-Vargas-Abenteuers auf, ist aber von der Story her ruhiger und in puncto Zeichnungen feiner. Das Kinn ist realistischer, die Damen runder und die Paneels aufgeräumter.

Rocco Vargas wird Leser, die bisher nur mit Superhelden oder franko-belgischem Mainstream Bekanntschaft gemacht haben, sicher vor den Kopf stoßen. Der Mix aus groben Zeichnungen und turbulenter Story mit Sollbruchstellen und irrwitzigen Erklärungen ist kein Comic-Fast-Food. Vielleicht kann aber genau deswegen dieses Comic begeistern. Daniel Torres bietet hier, wie auch in seiner Serie "Opium", fesselnde Spannung, interessante Grafik mit einem Schuss Anspruch und vielen kleinen, manchmal versteckten, Anspielungen auf das Genre Science-Fiction.

Die Serie erschien 1984 zunächst im Taschen-Verlag. Andreas Knigge holte die Serie nach der Einstellung der Comics bei Taschen zu Carlsen, wo die Bände zwei bis vier veröffentlicht wurden. Die um zirka vierzig Seiten erweiterte Gesamtausgabe der bis dahin erschienenen Abenteuer erschien beim ambitionierten Kleinverlag Edition 52 der auch den fünften Band 2001 verlegte. Mit knappen siebzig Mark ist die "Gesamtausgabe" ein finanzieller Brocken, aber auch die Einzel-Alben schlugen mit knappen sechzig Mark in die selbe Kerbe, und das ohne die vierzig neuen Seiten. Eine enorme Leistung für die Edition 52. "Der dunkle Wald ist in der einfachen Hardcover-Version für runde 15 Euro zu haben.

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