48 Seiten / DM 19,90

 

Der erste Eindruck des neuen Comics aus der Feder Jodorowskys (John Difool, Die Metabarone) ist phänomenal. Gutes Papier, tolle Farben und beeindruckende Bilder. Dabei handelt es sich nicht im eigentlichen Sinne um Zeichnungen, denn alle Seiten dieses Albums sind am Computer entstanden. Das ist eigentlich nichts Neues.

Der Computer ist aus der heutigen Comic-Industrie nicht mehr wegzudenken. Die meisten Hefte werden am Computer koloriert, das geht schneller und sieht meist auch sauberer aus. Auch Hintergründe werden hier und da durch den Computer erzeugt oder in die Zeichnungen eingefügt (Wolken, Mond). Vereinzelt sieht man auch Texturen, die in die Zeichnungen eingebunden sind, Unschärfen oder Explosionen. Die Symbiose Computer und Comics ist heute eine Normalität geworden. Dagegen sind Comics ganz aus dem Computer eher selten, aber es gibt sie.

Nach dem Urvater der Computer-Comics "Shatter" entstanden beispielsweise schon die Abenteuer von Batman und Iron Man in digitalen Gefilden. Allen ist Eines gemeinsam: Neben der - oder wegen der - perfekten Grafik wirken sie kühl. "Megalex" bildet da keine Ausnahme. Zudem ist der Band Eins, "Die Anomalie", nicht mehr als ein Prolog. Der Leser wird in die Welt "Megalex" eingeführt: Die Erde ist zu einer einzigen Stadt umgebaut worden, nur ein totes Meer und ein unbezwingbarer Wald bilden zwei "Schandflecken" auf dieser gereinigten Welt. Aus dem All drohen die Malaken, deren Absichten unbekannt sind. Gefühle und körperliche Arbeit sind verboten. Das Leben der Arbeitsdrohnen ist auf 400 Tage begrenzt, danach trennt eine Sprengstoffladung den Kopf vom Körper ab.

Der Held der Geschichte ist eine solche Drohne. Durch eine Reihe von Zufällen schafft es eine Anomalie durch die vielen Kontrollen zu gelangen. Kontrollen, deren einziges Ziel es gewesen wären, jede Abweichung zu vernichten. Jodorowsky macht dem Leser die perfekte Welt so madig, wie er nur kann. Die Menschen sind zu von Drogen gelähmten Nullen degeneriert und sehen die Welt lieber mit ihren Holo-Brillen als in echt und die Herrscher sind uralt (wenigstens überzeugen die Bilder den Leser, dass es sich hier um Science-Fiction handelt und nicht um eine Beschreibung unserer Realität). Die unbekannten Malaken wirken dagegen eher Engelhaft.

Unser Held kann dieser Welt am Ende durch die Hilfe einer kahlköpfigen Frau in Latzhosen entfliehen. Dank der fehlenden Haare und den Latzhosen lenkt nichts von den dicken Titten der Unbekannten ab (im selben Auftrag winden sich bei entsprechenden Veranstaltungen oder in Katalogen auf unglaublich teueren Autos von Zeit zu Zeit halbnackte Lustobjekte um werbewirksam von den überhöhten Preisen abzulenken).

Der Inhalt ist insgesamt etwas dünn für eine 48-seitige Geschichte. Nach dem Lesen bleibt ein Gefühl zurück, etwas wichtiges verpasst zu haben. Zum Preis eines europäischen Comics bekommt man inhaltlich eher Sushi - schade. Aber die Verpackung stimmt! Ob das für ein Comic reicht? Bei den wesentlich billigeren X-Men und Kumpanen funktioniert es, aber da hat man auch vier Wochen später Nachschub und viel Action.

"Megallex" überzeugt durch seinen Bildern und hat große Schwächen beim Story/Preis Verhältnis.