Einleitung für die geriatrisch vorbelastete Leserschaft:
Wo sind sie geblieben, die U-Comix aus den "guten alten Tagen"?
Damals, als man im linken Buchladen oben auf dem Holzlattenregal ab und an ein abgegriffenes gelbes Comic-Album aus dem Volksverlag finden konnte. Damals als uns die Freak-Brothers zeigten, dass auch kiffende Hippies den alltäglichen Horror erleben.
Damals war eben alles besser, das geht den alten Nazis ebenso wie den alten Sponties: Nostalgie ist die vereinende Kraft der von der Verkalkung Gefährdeten.

Einleitung für die Menschen, die vom Jugendschutz behütet und ohne feste Arbeit sind:
Habt ihr euch schon einmal gefragt, warum der alte Onkel im Comic-Fachgeschäft so komische Augen hat?

Text für alle:
"Krass", das kleine und nur schwarz/weiße Heft von Jochen Enterprises, hat es bis zur vierten Ausgabe geschafft!
"Krass" ist krass weil es mit staubtrockenem Humor das Schicksal der alten Blumenkinder in der rauhen Welt von Heute zeigt.

Zeichnerisch mit den seltsamen Perspektiven und Gummi-Extremitäten an den Urvätern des Hippy-Funnies angelehnt, führt Peter Bagge mit Unterstützung von Jim Blanchard den Leser in die Welt von Drogen, Freundschaft, Verrat und Comicläden.

Bemerkenswert ist die hochgestochene Sprache von Drogenopfer Jay, der auf unwiderstehliche Weise seine Gossenphilosophie zum Besten gibt.
Aber der Held der Geschichte ist Buddy. Zusammen mit Jay hat er einen Sammler-Laden für Comics, Platten und Spielzeug aufgemacht. Aber ist es legitim und echt abgefahren, den gehirnarmen Blödies, die ihre sauer verdiente Knete für ungelochte Star Wars Figuren mit Verpackung ausgeben wollen, selbiges allgemeingültige Zahlungsmittel abzunehmen? Egal, Hauptsache es reicht für die Drogen - das ist Jays Meinung dazu.
Ansonsten gibts noch alte Väter und Stripperinnen, das volle Programm halt.

Nach der aus dem amerikanischen übersetzten Hauptstory gibt es noch zwei weitere Comics. Eins ist von dem Deutschen Sieber. Sein Buddy Bradley lebt in Berlin und hat so auch andere Problem. Er muss sich entscheiden, ob er lieber Spießer oder Hitler sein will. "Hitler war bestimmt auch ein Spießer", ist der Kommentar des deutschen Jays, der leider nicht über die selbe Sprachgewalt wie sein Vorbild aus Übersee verfügt. Trotzdem sind diese vier Seiten schon wegen des Lokalkolorits einfach genial.

Eine Leserbriefseite und eine Kolumne von Oliver Naatz, die man lieben oder ignorieren muss, vervollständigen das Heft.

"Krass" ist geil und hat den "Von Drogies für Drogies"-Bonus.

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