So macht Vergangenheitsbewältigung Spaß. Eingepackt in einen schmucken Schuber stecken diesmal 15 Hefte der Serie Spider-Man von den Altmeistern Stan Lee, Steve Dikto und John Romita. Im Schuber mit enthalten ist der Auftritt des freundlichen Wandkrabblers in der Serie Daredevil (momentan wieder im Rahmen der Marvel-Knights aktuell) und das Special mit den Rächern.

Jede Geschichte hat dabei ihr eigenes Heft, dadurch kann man sie wesentlich besser auch einzeln lesen als das bei einem Sammelband möglich wäre. Die Mittelseite bildet jeweils das vergrößerte Cover, das man sich herausnehmen und an die Wand hängen kann. Aber wer macht das schon bei einem Comic, das 70 Mark kostet? Zumindest darf man sich auf den beiden restlichen Seiten des Mittelblattes die Uralt-Werbung aus den Originalen ansehen, was ziemlich lustig ist.

Die Geschichten sind nach dem damals üblichen Konzept gestrickt: Held trifft auf Gegner, weiß nicht, wie er ihn besiegen soll, ersinnt Lösung und siegt. Zwischendrin wird etwas zur Charakterentwicklung getan und der Held hat Probleme mit Eltern/Freunden/gesellschaftlichem Umfeld.

Mit der Nummer 39 und dem neuen Zeichner Romita wurde die Spinne erwachsener. Der kantige Strich wich einer mehr realistischen Darstellung. Das machte sich besonders in den für Comics wichtigen Gesichtern bemerkbar, wo die übersteigerten Emotionen feineren Nuancen Platz machten. Auch wurden die Bilder detaillierter: Glassplitter flogen durch die Panells und jede Menge Schatten machten die Bilder plastischer.

Stan Lee fand in Romita eine verwandte Seele, mit der er die Storys nicht lange durchsprechen musste. Später übernahm laut Steve Kups Romita die Serie fast vollständig. Diese ergänzenden Texte von Steve Kups machen einfach Spaß. Er lenkt die Aufmerksamkeit der Leser mal auf die Zeichnungen, mal auf das Gemalte und leuchtet die Umstände der Entstehung dieser klassischen Geschichten aus. Sofort nimmt man sich die schon gelesenen Hefte erneut zur Hand, um das von Kups Erwähnte nachzuvollziehen.

Durch das alte Papier bekommt der Leser, ganz gleich, wie alt er sein mag, ein nostalgisches Gefühl im Bauch und kann nun mit leicht verklärtem Blick die Mängel der ersten Geschichten unseres Superhelden-Lieblings als Stärke dieser Storys sehen. Als Bonbon enthält dieser Schuber eine Nachempfindung des ersten deutschen Spinne Heftes aus dem Jahr 1966. Maschinen-Lettreing mit Schreibmaschinenschrift, schwarz/weiss und ein Cover-Preis von fünfzig Pfennig - das waren Zeiten!

Beckmesser spricht:
Warum wurden die Hefte neu Übersetzt? Die alte Übersetzung war vielleicht nicht besser, füllte aber die Sprechblasen wesentlich besser aus und erhielt den amerikanischen Marvel-Stil mit seinen vor Text überquellenden Sprechblasen. So wurde aus dem emotionalen "Komm mir bloss nicht so blöd, Parker! Ich hab dich noch nie gemocht - und ich mag dich auch jetzt nicht!" ein eher steriles "Komm mir nicht so, Parker! Ich weiß schon, warum ich dich nie mochte", das sind statt ursprünglicher 20 Worten nur noch 13, da kommt man an halbvollen Sprechblasen nicht vorbei.
Schade, dass nur der erste Teil der Daredevil-Story in diesem Schuber steckt. Da der zweite Teil fehlt, braucht man dieses Heft eigentlich gar nicht lesen.

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