Was wäre Deutschlands Comic-Landschaft, wenn es nicht so viele kleine Verlage gäbe. Mangas und Superhelden würden dominieren, hie und da vielleicht noch ein paar Prestige-Objekte um nicht ganz dem blanken Kommerz zu erliegen. So ist es besonders schade, dass der Jochen Enterprises Verlag zum Jahresende schließt. Vielleicht schließt ja die Edition 52 die aufklaffende Wunde im Körper der interessanten Comic-Produktionen. Die neuen Titel aus dem Haaner Verlag haben jedenfalls das Zeug dazu.

Uli Oesterle präsentiert mit "Frass" (im Verlags-Flyer noch mit dem Arbeitstitel "Der Esser" abgegildet) eine pointierte Kurzgeschichte. Der kantig/dreckige Stil der Bilder erinnert an Ted McKeever (der sich demnächst in München beim dortigen Comicfest blicken lassen soll). Alles ist schräg und wellig, rechte Winkel fehlen fast vollig. Im Gegensatz zu McKeever sind die Farben klar und flächig, fast bunt.

Die Welt von "Frass" sieht ziemlich schlimm aus. Ist es diese Düsternis, die Ersatzbefriedigungen zur Alltäglichkeit werden lasen? Hier geht es ums Essen. "Essen fängt da an, wo der Hunger aufhört" ist ein Zitat in dieser Geschichte und ziert den Grabstein, der das Ende des Protagonisten wie des Comics bildet.

Serafin Brute II. ist ein Feinschmecker. Sein Leben besteht daraus zu essen. Hübsche Begleitung gehört einfach dazu, nicht wegen des Menschen, mehr wegen der Kulisse. Einsamkeit ist für Serafin kein Problem, nur wenn er nichts mehr schmecken könnte, dass wäre schlimm. Un natürlich kommt es genau so. Verzweifelt begibt sich der Gourmet auf die Suche nach etwas, dass ihm den Geschmack wieder bringen kann, aber erst als er sich in den Finger schneidet ... Nein, zuviel wollen wir hier nicht von der Geschichte preisgeben.

Frass ist eine ganz auf die Pointe zugeschnittene Story, die sich nur kleine Umwege erlaubt. Übersteigerung ist eines der Stilmittel der Geschichte. Im Zeichnerischen sind es die verfremdeten Perspektiven und die verschobenen Gesichter, in der Story ist es neben dem eigentlichen Motiv zum Beispiel die Härte, mit der der Küchenchef seine Vorstellung guter Küche durchsetzt. Da fliegt ein Messer und hindert den Angestellten mittels durchbohren der Hand daran, die falsche Zutat zur Suppe zu geben.

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