Kommentar:

Witze über Behinderte – dürfen die lustig sein?


Keine schlechte Frage, aber wie steht es mit Toten? Darf man über die Witze reißen? Klar, wie man in „Zombies ate the world“ bald lesen darf. Und wie steht es mit Gewalt als Unterhaltung? Nicht gut? Dachte ich mir bei „300“ auch, aber bei „The Walking Dead“ bin ich dann doch unterhalten. In Zusammenhang mit „Gregory“ wird immer wieder von schrägen Humor geschrieben. Den gibt es auch – gelegentlich. Nun sind Interpretationen immer etwas Persönliches. Klar, man versucht sich mit Zitaten abzusichern, aber die Antwort auf „was wollte der Künstler uns hier sagen“ ist immer mehr ein eine Aussage über den Interpreten (vorsicht Wortspiel) als über das Thema.

Für mich hat Gregory mehr mit Angst zu tun als mit Humor. Letzteres ist oft nur als Akzent um das Thema zu betonen oder es erträglicher zu machen. Wie anders soll man eine Geschichte deuten, die uns vom Ausflug eines Psychatrieinsassen in die echte Welt erzählt? Gregory sieht durch sein Zellefenster die auch herrlich bunt gezeigte Welt voller Sonnenschein und Schmetterlinge. Plötzlich und unerwartet steht ihm der Weg in diese Welt offen. Voller schrägem Humor drängt ihn sein Gefährte die Ratte zur Tür hinaus um Gregory in die dann doch graue, laute und feindliche Welt zu schubsen. Und als er wieder in seiner gewohnten Zelle sitzt, wird die plötzlich bunt und friedlich.

Ebenso wundert es mich, wo ich den Humor sehen soll, wenn eine stilisierte amerikanische Familie ihren Frieden findet, als der fettleibige Sohn endlich Vaters Beachtung findet, als der Sohn mit dem Baseballschläger endlich mannhaft auf den Vater losgeht. Das ist beisende Gesellschaftskritik.

Der zweite Band las sich unglaublich schnell. Mit 144 Seiten ist er etwas dünner als Band 1, dafür hat er einige Seiten voller augenschmeichelnder Farbe zum selben Preis.

Ich kann den begeisterten Würdigern des schrägen Humors in Gregory nicht zustimmen. Gregory ist sicher nicht schlecht, aber nicht wirklich witzig. Grafisch ähnelt Hempel immer mehr dem genialen McKeever. Grobschlächtige Figuren und verschobene Perspektiven. Das passt zum Thema.

Witz oder Psychologische Studie? Beides, und das ist unterhaltsam.