Wie nähert man sich einem Monument einer vergangenen Zeit? Versuchen wir es mal so: Moebius schuf vor mehr als einem Vierteljahrhundert die Figur John Difool. Er verband den klassischen Science-Fiction mit Themen, die man sonst nur im Underground Comic fand. Da wurde der Herrscher angekotzt und die körperlich gewordene Angst klammerte sich verzweifelt um das Bein der nicht ganz so heroischen Titelfigur. „Der schwarze Incal“ schrieb Comic-Geschichte. Action und Methaphysisches, Grafik und Inhalt – Jean Giraud manifestiert hier das Jing und Jang der neunten Kunst. Und immer im Mittelpunkt der Mensch und seine Gabe Gut, Böse oder beides zu sein.

Moebius beginnt mit einer typischen Detektiv Geschichte. John Difool ist eher hässlich und sein Konto ist leer. Da kommt ihm ein Job als Leibwächter gerade recht. Er soll eine bezaubernde Dame aus der Aristokratie bei einem Ausflug ins Rotlichtmilieu begleiten. Aber die Situation eskaliert und plötzlich liegt das Schicksal des Univerums in den Händen des einfachen Detektivs Klasse „R“.

Fast zehn Jahre lang schreibt und zeichnet Moebius diese Geschichte. 1988 erschient der vorerst letzte John Difool Band von Moebius. Doch die Serie und seine Figuren sind so erfolgreich, das gleich drei Serien Geschichten aus dem John Difool-Universum weitererzählen und 2000 bringt der Meister selbst den Band „Nach der Katharsis“ auf dem Markt – John Difool lebt (auch wenn wir seit dem auf die Fortsetzung warten)! Ehapa bringt passend zum Weihnachtsfest die ursprünglichen sechs Bände gesammelt als limitierten Hardcover-Brocken heraus. Bei den knapp 70 Euro für die knapp 300 Seiten bedeutet das leider keinen Mengenrabatt. Das dezent glänzende Papier sorgt für satte Farben. Am Text hat sich nichts geändert, Ehapa greift auch bei dieser Veröffentlichung der Geschichte auf die Übersetzung des Carlsen Verlages zurück. Dem Handlettering von damals wird der alte Leser nachtrauern. Das neuere Lettering sieht sauberer aus, aber gerade die gemalten Ausrufe verliehen dem Comic etwas mehr Persönlichkeit. Aber das Lettering wird den Wenigsten auffallen, denn die neue Einfärbung vom Valérie Beltran lenkt von dieser Kleinigkeit ab.

Statt der sehr grafischen Einfärbung des Originals mit den vielen sehr einheitlich und eher flächigen Farben beherrschen nun sehr saubere Verläufe das visuelle Erscheinen des Bandes. Das ist moderner und passt zum guten Papier. Die alten Farben waren auf gutem Papier zu knallig und so funktioniert die wesentlich farbfrohere Neuinterpretation im Zusammenspiel mit dem Papier. Allerdings wird dem Comic ein Erkennungszeichen genommen. Was soll man von der modernen Einfärbung halten? Der Purist möglicherweise gar nichts. Aber wie immer sind Pauschal-Beurteilungen erst ein Mal falsch. So auch hier. Die Ourgar Sequenz sieht vor allem auf den Seiten 34 und 35 des vierten Teils nun einfach bombastisch gut aus. Allerdings wirkte es einfach besser, als die Seitenfarbe von rot auf blau wechselte, als der Incal sich einschaltete. In der neuen Version verliert diese Szene an Bedeutung, da dieser Farbwechsel nicht mehr stattfindet. Man sollte sich sein eigenes Bild machen, schlecht sieht der „neue“ John Difool auf jeden Fall nicht aus und wer beide Versionen hat, kann genüsslich die Unterschiede entdecken. Spaß macht die Geschichte immer noch und endlich können die Alten den Jungen mal wieder von der guten Zeit im letzten Jahrhundert erzählen, als Comics noch mit der Hand gelettert wurden und Farben nicht immer perfekt sein mussten und es noch Weihnachtsgeld gab, um so viel Geld für einen Comic ausgeben zu können.

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