Schon Band eins dieser wunderbaren Serie überzeugte mit seiner herben Grafik, dem psychologischen Horror und dem historischen Setting so um das 18. Jahrhundert. Hat das zweite Album mit dem Pariser Jean-Baptiste Poulain die Vorschusslorbeeren der Kritiker verdient?

Früher war alles besser – die Brötchen waren billiger, Twix hieß Raider und ein Verlag brachte von einer gut laufenden frankobelgischen Comic-Reihe innerhalb der nächsten 12 Monate den nächsten Band. Das ging gut, denn im Mutterland der „guten“ Comics gab es eine Menge gutes Material, auf das man zurückgreifen konnte. Heute muss man warten, bis der Künstler den nächsten Band fertig hat, und das ist für unsere hektische Zeit meist zu lang. Oder man begibt sich auf Schatzsuche und traut sich, auch raue Schönheiten zu bergen und der schlecht kalkulierbaren Leserschaft zu präsentieren.

Eckart Schott ist wagemutig und ein Comic-Freund. In seinem Verlag Salleck Publications ist nun der zweite Band „Die schwarze Jungfrau“ erschienen, und der Fan, fein erzählter Kriminalfälle muss sich bei dem pfälzischen Verleger bedanken. Waren die Bilder im Vorgänger „Die Insel Brac“ noch recht ungelenk, findet Matthieu Bonhomme hier zu einer feineren Seitenaufteilung. Vor allem begeistern hier seine Architekturschilderungen. Da beherrscht eine grobe Festung auf einer Anhöhe das Tal. Im Himmel über dem Tal balanciert die Sprechblase das Bild aus. Als Jean-Baptiste alleine in der Nacht den Wald durchquert, dominieren die kahlen Stämme der Bäume das Bild, die Person ist erst auf den zweiten Blick als Schattenriss zu erkennen und verdeutlicht so die Einsamkeit dieser Situation. Das ist meisterlich und begeistert zu Recht.

Auch die Geschichte nimmt den Leser für sich ein. Grausame Morde verängstigen die einfachen Leute der Grafschaft Puy-Marie. Verstümmelt einer der jedes Jahr vorbeiziehenden Roma seine Opfer durch Verbrennungen? Oder ist der im Wald lebende Dorfdepp der Täter? Der Pfarrer scheint mehr zu wissen, aber bis unser Held Licht in dieses Dunkel bringen kann, muss er sich mit der Kälte des Winters und dem Fremdenhass der Menschen arrangieren. Dabei hilft ihm sein Allgemeinwissen, welches ihm bei den ungebildeten Dörflern den Nimbus des Heilers einbringt.

Der Autor Vehlmann schafft es durch viele nebensächlich erscheinende Schilderungen, die ärmliche Situation des Helden zu verdeutlichen. So nimmt er kein Brot zur Suppe, da dieses extra kostet. Das Thema Geld kommt noch häufiger zur Sprache und so ist die Abreise von Jean-Baptiste entgegen der Bitte des Grafen zu bleiben, doppelt bedeutsam. Trotz der Möglichkeit auf Bezahlung durch den Grafen zieht Jean-Baptist nach getaner Arbeit und der Herbeiführung einer etwas bitteren Gerechtigkeit mit gebrochenem Herzen weiter ins nächste Abenteuer. Das kommt noch dieses Jahr und der erste Teil des vierten Bandes ist als Vorabdruck in der aktuellen Zack zu finden. So ist der begeisterte Leser schnell mit Nachschub versorgt – fast wie in den guten alten Zeiten, jetzt nur noch ein Caramac und die Welt ist wieder so schön wie vor dreißig Jahren.

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