Ein neuer Ghibli! Nach „Nausicaä aus dem Tal der Winde“, „Prinzessin Mononoke“ oder „Die letzten Glühwürmchen“ erwartet man aus dieser Trickfilmschmiede viel. Aber nach der verhunzten Roman-Adaption „Das wandelnde Schloss“ - die man erst nach der Lektüre des Buchs verstehen konnte - muss man neben der Vorfreude auf imposante Bilder in puncto Geschichte Erzählen zumindest gespannt sein. Beim aktuellen Film ist es nicht Hayao, sondern sein Sohn Goro, der für diesen Film verantwortlich ist. Aber Ghibli ist ein Studio, und bisher konnte man dessen Filme deutlich im Gros der Veröffentlichungen an derem eigenen Stil erkennen. Leider ist der Film noch nicht in den Kinos, doch für die nicht des Wartens Willigen bringt Carlsen die gedruckte Version schon jetzt. „Die Chroniken von Erdsee“ sieht in dem vorliegenden Filmband schon fast zu sehr nach einem Ghibli aus. Wie erwartet wunderbare Landschaften und auch die meisten Personen scheinen bekannt. Das rätselhafte Mädchen Therru scheint Prinzessin Mononoke wie aus dem Gesicht geschnitten zu sein und der boshafte Soldat am Ende des ersten Bandes scheint direkt aus „Nausicaä“ zu stammen. Das erinnert an einen Film mit lauter bekannten Schauspielern, ist so aber bei Animationsfilmen etwas gewöhnungsbedürftig.

Das Buch führt im ersten Band in die Geschichte ein. Ohne lange Erklärungen begleitet der Leser den jungen Prinz Arren auf der Suche nach seiner Bestimmung durch die Welt von Erdsee. Zu Beginn sehen wir zwei sich bekämpfende Drachen und ein junges Mädchen, das von Soldaten bedrängt wird. Um die Spannung nicht ganz zu nehmen, erwähnen wir die vierte Handlung des Bandes nicht. Das hört sich nicht nach viel Lesevergnügen an, ist es auch nicht. Hält man sich nicht länger an den atemberaubend schönen Hintergrundzeichnungen auf, hat man den Band in zehn Minuten durchgeblättert, denn Lesen muss man hier wenig. Die Veröffentlichung in vier Bänden hat zwar Tradition bei Carlsen, macht hier aber gar keinen Spaß. Ungeduldige werden nach dem zweiten Band möglicherweise schon den Film in seiner Gänze gesehen haben, sollte der Film wie geplant in die Kinos kommen.

Als ein dicker Band, vielleicht sogar als Hardcover wie der Warcraft Manhwa, hätte dieser Filmmanga sicher Spaß gemacht, so fühlt man sich irgendwie hingehalten. Von der durch die zugrunde liegenden Bücher bekannte Welt und vor allem der Magie in Erdsee bemerkt man in diesem Comic nicht viel. Was zu sehen ist, sind wunderbare Bilder, die auf einer großen Leinwand sicher sehenswert sind und auch auf DVD im Heimkino wirken werden, der Leser hat wenig zu tun.

Das erste Verwundern kommt, als sich zu Beginn zwei Drachen bekämpfen, im Text aber immer wieder von gegenseitigem Fressen die Rede ist. Mal boshaft gefragt: Wie soll es aussehen, wenn sich zwei Drachen gegenseitig fressen? Was bleibt da übrig? Was bleibt, sind die wirklich wunderschönen Hintergrundbilder.

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