Es scheint ein menschlicher Defekt, dass das Neue immer größer/weicher/saftiger als das Alte sein muss, wenn es auffallen will. Das gilt vor allem für Sachen, die Emotionen erwecken wollen. Die neue Achterbahn muss höher sein, der neue Duft betörender und der neue Horrorfilm verängstigender als seine Vorgänger sein. Mit Filmen wie „Saw“, „Hostel“ und „The Hills Have Eyes“ wurde die Spirale der im Kino gezeigten Brutalität weitergedreht. Kaum noch Handlung, keinerlei Phasen der Erleichterung, Filme, denen man sich nur schwer entziehen kann, hat man sich einmal darauf eingelassen.

Aber es geht auch anders. Auf dem Markt der Spielkonsolen feiert gerade Nintendo mit einer neuen Konsole, die deutlich weniger kann als deren Konkurrenten, enorme Erfolge. Hier setzt man auf neue Konzepte in der Spielebranche und dieser Weg zahlt sich aus.

Der oft belächelte Comic hat die Phase der immer detaillierteren Gewaltdarstellung hoffentlich schon hinter sich. Aus aufgeschlitzten Mägen herausquellende Gedärme kennt man. Gerade der Mass-Market Lieferant Marvel hat da mit seinem „Erwachsenen“-Label MAX neue Untiefen des zu Ertragenden geschaffen. Nun kann man sich wieder dem Geschichtenerzählen zuwenden. Und das tut erstaunlicherweise gerade der Comic zum Brutalo-Splatter-Film „The Hills Have Eyes“.

Die Story: Amerika will sein neues Spielzeug, die Atombombe, testen und enteignet die Farmer, die auf dem auserkorenen Testgelände leben. Aber nicht alle wollen sich vertreiben lassen. So zieht eine Gruppe der Enteigneten in nahe gelegene Bergbaustollen, um hier die Besatzung der Forscher und Militärs auszusitzen. Doch die bei den Explosionen entstehende Strahlung hat Wirkung auf die Standhaften. Nachdem die Militärs ihr Interesse an dem verstrahlten Land verloren hat, bezieht die Gruppe wieder die Städte, doch die bald zur Welt kommenden Kinder sind anders. Und weil missbildete Kinder ein schlechtes Omen sind, werden die Mütter wieder in die Bergstollen vertrieben. Abgeschnitten von jeglicher Versorgung müssen neue Nahrungsquellen erschlossen werden. Als Polizei und Militär diesem Umstand nachgehen, kommt es zu einem blutigen Krieg.

In diesem Comic kommt der Horror nicht zu kurz. Freunde der platzenden Schädel kommen auf ihre Kosten, aber hier wird fast nachvollziehbar der Grund für die Gewalttaten erzählt. Weit weg von kinderfreundlicher Gut/Böse Trennung kennt diese Geschichte eigentlich nur Opfer. Da enteignet die Regierung Farmer ihres Landes, da werden ahnungslose Reisende zur Nahrungsquelle und Vorgesetzte müssen die bescheuerten Taten ihrer Untergebenen vertuschen.

Die Bilder dazu sind okay. Gute Massenware ohne eigenes Gesicht aber auch ohne deutliche Fehler. Stimmig ist die düstere Farbgebung. Die redaktionellen Seiten sind informativ. Es bleibt die verwunderliche Einsicht, dass der Comic zum Film – und es ist eigentlich der Comic zu den beiden neuen „The Hills Have Eyes“ Filmen – mehr Story bietet als die immerhin zusammen mehr als dreistündige Filmvorlage.

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