Der Begriff Fantasy-Comic war für uns Deutsche lange mit dem französischen Verlag Soleil verbunden. Das bedeutete dann auch hochpreisige Endlosgeschichten in Manga-Manier, deren erster Band die Protagonisten vorstellte und dann pro Band ein Teilabenteuer löste und zehn neue Rätsel andeutete. Fließbandkost auf hohem Niveau aber eben oft Fließbandkost. Ein weiteres Klischee wären amerikanische Schwertschwinger im Kampf mit Schlangengöttern. Aber Fantasy ist mehr. Hellboy ist ein wunderbares Beispiel als Grenzgänger zwischen Horror und Fantasy und ganz eigen ist „The Portent“. Das mag daran liegen, dass der Comic von einem schwedischen Künstler stammt.

Peter Bergting arbeitet seit 17 Jahren als Illustrator, „The Portent“ ist sein erster Comic. Und das merkt man der besonderen Geschichte an. Auch seine Nähe zu Mike Mignolas Arbeit schreit aus jedem zweiten Panel heraus. Aber wenn es gut gemacht ist, warum nicht.

Spaß macht der sehr unamerikanisch erzählte Comic auf jeden Fall. Der Leser begleitet Milo auf seiner Reise durch das Tal der Toten. Die sehen alle wie Mignolas irische Trolle aus, haben aber auch keinen Plan über Milos Absichten und wir Leser glauben nach den ersten 100 Seiten, das selbst Milo keinen Ahnung von seiner Bestimmung hat. Also lassen wir uns und Milo sich durch dieses Abenteuer treiben und lauschen begeister Gesprächen wie „Wie geht’s euch? - Wie es uns geht? Wir sind tot“. Währenddessen wir ein Golem belebt, der Urgeist gejagt, Milo trifft eine hübsche Frau und man fragt sich zusammen mit dem Helden am Ende des Bandes „War es das wert?“. Ja, war es. Vielleicht wünscht man sich für knapp zwanzig Euro neben dem Hardcover noch eine etwas befriedigendere Geschichte mit einem richtigen Abenteuer, aber statt dessen gibt es erzählerische Abwechslung vom leicht konsumierbaren Einheitsbrei. Macht einfach Spaß. So sollten man nach der ersten Enttäuschung ob der fehlenden Standards den Comic nochmal Lesen und versuchen, die hier gebotene Ungewohntheit zu entdecken.



Der Kommentar:

Für sich alleine genommen ist der Comic sehr lesenswert, aber leider gibt es hier noch ein Vorwort. Bei manchen Vorworten fragt man sich, ob der Verfasser das Bevorwortete überhaupt einmal gesehen hat. Hier schreibt ein möglicherweise bekannter Illustrator namens Brom von erzählerischer und zeichnerischer Begabung. Zeichnerisch ist der so beschriebene Comic eine grafische Selbstfindung zwischen amerikanischen Standards und Mike Mignolas Artwork im Besonderen und erzählerisch ist „The Portent“ interessant, aber oft deutlich ein Erstlingswerk. Auf einer Seite trifft Milo auf zwei Tote, die ihm nicht gut gesinnt sind. Nachdem der erste Gegner erschlagen ist, schleicht sich Bösewicht Nummer zwei von hinten an. Im folgenden Panel wirft Milo einen Dolch, der bisher noch nicht in seiner Nähe zu sehen war. Da hat Hergé die Latte in puncto erzählerischer Güte verdammt hoch gehängt und „The Portent“ kommt da einfach nicht ansatzweise heran. Müsste er auch nicht, aber das Vorwort verspricht leider in diesem Fall viel mehr, als der Comic bieten kann. Da sollte man auf das Vorwort böse sein, und versuchen, den Comic davon unvoreingenommen genießen.

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