Doktor Strange war schon immer eine herausragende Gestalt im Marvel-Universum. Er ist nicht der Einzige, der Magie anwendet, aber seine Geschichten hatten schon immer etwas Besonderes. Doch auch diese Lichtgestalt muss immer mal wieder neu erfunden werden – so will es der schnelllebige Comic Markt in Amerika. Also mal wieder eine Origin Geschichte. Früher war es schon fast langweilig, wenn es mal wieder einen Helden erwischte und seine Origin neu geschrieben wurde. Glücklicherweise sind diese Zeiten vorbei. Heute erlauben sich die Autoren wesentlich mehr Tiefe und Freiheiten bei den neuen Origins alter Helden, und das tut den angestaubten Persönlichkeiten meist auch sehr gut.

Aber es kommt immer noch darauf an, wer diese Geschichten erzählt. Hier ist es J. Michael Straczynski, der dem Arzt so richtig auf die Finger schaut. Adam Strange ist ein vom Erfolg verwöhnter Modearzt. Alte Versprechen kümmer ihn schon irgendwie, aber die können auch noch morgen erledigt werden – oder am Tag danach. Doch dann kommt der Absturz: Nach einem Skiunfall landet er im Krankenhaus. Sein ganzes Kapital – seine Hände – sind nicht mehr zu feiner Arbeit zu gebrauchen. Ein alter Kollege rät ihm, in den eisigen Bergen Tibets einen Spezialisten zu besuchen.

So beginnt die Geschichte um den Magier, der erst einmal zu sich und seiner Berufung finden muss. Natürlich wird auch gegen Dämonen gekämpft, aber es dreht sich alles um Adam und nicht um seine Kämpfe.

Und obwohl die Geschichte sehr gut und unterhaltend erzählt ist – Strascynski ist eben einfach gut in der Charakterisierung seiner Figuren – kann sich der zukünftige Dr. Strange etwas zu schnell an die neue Welt voller Wesen der Nacht gewöhnen. Da wird der selbstbewusste Chirurg erst einmal zum Sozialhilfeempfänger und dann lebt er plötzlich zwischen Feuerwesen und höllischen Gestalten? Muss da ein einfacher Mensch nicht verzweifeln? Aber Adam ist eben zu Höherem bestimmt – Comiclogik ist doch manchmal ganz einfach. Nicht wirklich, und eben in diesem Punkt fehlt es dann an der gerade bei diesem Autor bekannten stimmigen Charakterisierung.

Die Bilder sind wunderbar koloriert, aber das setzt man heute ja bei den großen Verlagen eigentlich voraus. Immer wieder kommen einem beim Lesen Bilder sehr vertraut vor. So wartet Adams Wegweiser durch die Welt der Magie in einer nur von Balken umgebenen Teestube – und das ist bei Weitem nicht die einzige Reminiszenz an die Matrix und die Welt aus dem Blick derer, die auch Dämonen sehen können, erinnert stark an den Hellblazer Film.

Das 100% Format von Panini ist einfach schön und lässt auch diesen Comic einfach gut aussehen. Und das ist er trotz der Kritik auch. Was auffällt ist, wie gekonnt Straczynski mit dem Heftformat umgegangen ist. Die im Sammleband nicht mehr funktionierenden Cliffhanger kommen auf den Punkt. Da macht sich die Erfahrung des Autors wohlig bemerkbar.

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