Dass man sich nach dem Lesen dieses Comics anders fühlt, als davor liegt nicht nur an den besonderen Bilder und der unterhaltenden Story mit viel Herz. Dabei reicht jeder dieser beiden Gründe schon für sich alleine schon aus, dieses Album zu lieben. Aber „Der Baum der zwei Frühlinge" ist das Werk von 19 Zeichnern, die das Album eines zu früh verstorbenen Freundes zu Ende führten. Wem es da nach den letzten Seiten nicht die Tränen in die Augen treibt, braucht keine Freunde.

Zwanzig Zeichner, das klingt nach „Viele Köche verderben den Brei". Und wirklich erlebt die Geschichte durch die Zeichnerwechsel einige unfreiwillige Brüche. Natürlich erzählt Dany seinen Part sehr erotisch und Mézièrs zeigt einen sich wundernden Helden, aber trotzdem erzählen alle die Geschichte weiter bis zum unvermeidlichen Happy End.

Begonnen hat die Geschichte in einen heruntergekommen kleinen Schlösschen am Meer.

Das Dach ist undicht, die Fensterläden hängen schief in den Rahmen und der Hausherr ist pleite. Aber er hat einen etwas verschrobenen Diener mit etwas Erspartem. Einzige Hoffnung auf Sanierung birgt ein Schwert. Doch das konnte unser Held noch nicht finden. Vielleicht ist es ja auf der Südseeinsel verborgen, von der der alte Baum im kleinen Vorgarten des Schlösschens herstammt.

Dank des Erspartem geht es für Herr und diener in die Wärme. Hier gibt es Wein und Weib für Beide und natürlich wird das Schwert gefunden. Unterwegs finden sich Geschichtliches, Harmonisches, Erregendes und Erleuchtendes.

Dass Comics neben der textlichen Ebene auch noch aus Grafik bestehen ist jedem ersichtlich, was die Zeichnungen ausmachen erfährt man hier besonders stark. Gerade weil alle Zeichner eine Geschichte erzählen, wird das Zusammenspiel zwischen den beiden Ebenen deutlich. Da wird es abenteuerlich oder verspielt, lustig oder esoterisch, erotisch oder auch hässlich.

Salleck Publications haben jedem Zeichner einen eigenen Letterer zur Seite gestellt. Und so erkennt man, dass dieser Teil eines Comics oft gelesen, aber eigentlich immer übersehen wird.

So richtig rund wird der Band mit den Erläuterungen zur Entstehung des Comics, den Skizzen von Will und den wunderschönen Gemälden auf den letzten Seiten.

Selten kann eine einfache und schöne Geschichte so beeindrucken wie hier. Die verschiedenen Zeichner lassen aus dem Comic eine kleine Ausstellung über die franko/belgische Zeichner-Szene werden und der Hintergrund um die Entstehung dieses Albums ist rührend.