Ruhe – Selbstbesinnung. Der Weg ist das Ziel und das Warten die Erfüllung. Wir bedanken uns bei Ehapa für diese kurze Lehre in Meditation.

Vor über zwei Jahren als Highlight auf dem damaligen Comic Salon angekündigt, dann verschoben, verschoben und dann vom Programm auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse genommen – wer glaubte wirklich, den Comic „Die Chronik der Unsterblichen“ jemals lesen zu können?

Doch alles Zweifeln wurde dann beiseite gefegt und ein wunderbarer Comic erblickte das Licht der Lesenden. Der Lehrmeister des Wartens heißt Thomas von Kummant. Und - das Warten hat sich gelohnt. Nach der Abgabe von angemessenen EURO 12,- darf sich der geneigte Grafikfreund in die atemberaubenden Bilder einer rauhen Welt wiederfinden. Der feste und große Einband gibt den benötigten Halt, wenn man Vater Andrey Delany bei einem seiner schwersten Aufgaben begleitet. Er sieht seinen im Sterben liegenden Sohn und erlöst ihn von seinem Leid. Doch das war nicht das einzigste Opfer der Inquisition. Ein ganzes Dorf fiel den Schlächtern zum Opfer. Die Überlebenden ziehen in Gefangenschaft einer unsicheren Zukunft entgegen. Der Vater macht sich an der Seite des jugendlichen Frederic, selbst ein Zeuge der Bluttat, auf die Jagd nach den Schärgen.

Frederic fordert vehement Blutrache an den Schlächtern, doch Andrey mahnt ihn immer wieder zur Ruhe. Zuerst in einem Wald, dann in einem Wirtshaus schlagen die Krieger der Inquisition zu und Andrey muss immer wieder dem Tod ins Auge blicken. Er selber scheint von der Klinge des grimmen Schnitter verschont zu bleiben. Selbst schlimmste Verbrennungen heilen in Stundenfrist – ist Andrey wirklich nicht menschlich? Doch warum musste sein Sohn dann sterben?

Die Geschichte von Vielschreiber Wolfgang Hohlbein wird packend erzählt. Die Bilder begeistern mit kräftigen aquarellartigen Hintergründen und perfekt eingefärbten Figuren in Animations-Manier. Der Held scheint dem Zeichner wie aus dem Gesicht geschnitten, auch wenn immer wieder Schmutz und Blut die Gesichtszüge fast verdecken. Bild und Text erzählen im wechselseitigen Zusammenspiel die Geschichte. Mit keinem Wort wird die von den Bildern gezeigte Szenerie voller Blut und Leichen erwähnt und die Gespräche demonstrieren die Abgeklärtheit Andreys. So entsteht eine perfekte Symbiose aus Wort und Bild - Comic-Kunst zum Genießen.

Und diese Perle der neunten Kunst stammt aus deutschen Landen. „Die Chronik der Unsterblichen“ zeigt dem Gros der französischen Produktion, das es auch bei uns erstklassige Comics gibt. Leider werden wir uns nun auch an französische Verhältnisse beim Warten auf den nächsten Band gewöhnen müssen. Aber wenn der zweite Band auch so gut wird, wie dieses Album, wird jeder Tag des Harrens seinen Sinn haben.

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