Es muss Anfang der 70er gewesen sein, als ein kleiner Junge mit Sommersprossen und Untergewicht im Schwimmbad ein Comicheft heimlich kaufte. Pädagogisch verachtenswert aber mit einer Geschichte um Jugendliche mit Superkräften und Raumschiffen. Es war der erste Teil von Ballonboys Hochzeit. Leider habe ich den zweiten Teil nie auf deutsch lesen können, aber seit dem bin ich treuer Fan der Legion der Superhelden. Was haben wir nicht alles gemeinsam durchlebt: Pubertät, Schule, Bundeswehr, Berufsleben, eigene Familie, die genialen Cockrum Hefte, dann der Run von Mike Grell, die grausamen Tales of ... Zeiten, die famosen Baxter Hefte, Giffens emanzipierte Legion ohne Superheldenkostüme, die Zeit, als die Legion zwei Hefte pro Monat verkaufen konnte, dann der Absturz, die dunkle Zeit, der Verbot der Legion und dann nach „Legion Lost“ und ein paar anderen Miniserien der Neubeginn. You come a long way baby!

Obwohl alte Legion-Hefte immer noch spottbillig sind, haben es die teuren Archiv-Bände in America als einzige Serie schon bis zur Nummer 11 gebracht. Das Interesse ist also ungebrochen. Die Legion ist ein Phänomen, nicht ohne Probleme, mal Top – mal Flop, nicht immer lesenswert, aber eigentlich immer da. Und seit fast zwei Jahren endlich wieder regelmäßig. Und jetzt auch auf deutsch! Fast geschenkt. Was erwartet den Leser auf den über 300 Seiten? Spannung, Abenteuer, menschliche Superhelden, alte Gefahren, Hilfe für die Schwachen, Einsichten, die erst einmal gemacht werden müssen – eine ganze Welt voller Wunder und Unterhaltung.

Die Vorgeschichte: Die Legion ist in Ungnade gefallen. Der neue Präsident der Erde McCauley gründet seine eigene Superheldentruppe und verbietet die Legion. Das HQ der Legion verschlägt es zu allem Übel noch in eine andere Dimension. Hier müssen sich die Helden mit einem Gegner aus den eigenen Reihen messen und nicht alle schaffen es am Beginn des vorliegenden Monsterbandes zurück zur Erde.

Nun zur Story des Bandes:
Die Rückkehr ist McCauley natürlich nicht recht, und so versucht er mit allen Mittel die Legion erneut ins Aus zu drängen. Dabei werden seine Mittel immer drastischer, und ein am Boden liegender Monel ist nicht das einzige Opfer des Präsidenten. Doch wie schon seit Jahren schwebt auch in diesen Heften ein Damocles-Schwert über der Erde. Ein irrer Bösewicht aus alten Zeiten will die Menschheit durch eine globale Katastrophe zur Evolution zwingen. Kaum ist diese Gefahr gebannt, ist Terra erneut Opfer einer Invasion. Diesmal muss die Legion alle Register ziehen und mit der Macht eines ganzen Planeten die Erde angreifen um sie zu befreien - klingt paradox, aber lest selber. Im Hintergrund braut sich in der Dimension, in der die Legion gefangen war, eine neue Gefahr zusammen: die Credo.

Außerdem wird das unmenschliche Geheimnis des Sternenantriebs von McCauleys Raumschiffen gelüftet, und man erfährt die Wahrheit über die Robotregenten von Colu, der Heimatwelt von Brainiac 5. Saturngirl muss einsehen, das sie nicht immer im Recht ist. Herzzerreißend ist das etwas undurchsichtige Verhältnis von Apparation (Phantomgirl) und Ultraboy. Hat sie etwas mit dem Babysitter ihres Sohnes? Warum muss Ultraboy dringend mit Saturngirl reden? Trotz der Human-Interest-Elemente kommt der Leser nicht an der grandiosen Rumschlacht am Ende des Bandes vorbei.

Die Zeichnungen sind von verschiedenen Künstlern und lassen den Band unruhig wirken. Besonders die im modernen Catwoman-Stil gehaltene Passage fällt deutlich aus dem Rahmen. Auch die ist alles andere als Schlecht. Die Credo-Story ist in fast altertümlichen Good-Girl Stil. Weil zu viel unterschiedliche Zeichnungen geboten werden können wir nur raten: Anschauen! Es gibt keinerlei Totalausfälle, alle Zeichner haben etwas Sehenswertes zu bieten.


Verbesserungsvorschläge:

In diesem Band begegnet einem Brainiac 5 des öfteren. Wenn es die Doppelseiten verlangten (damit die Doppelseite auch auf einer linken Seite anfing und auf einer rechten aufhörte), wurde er hier als Füllseite benutzt. Da könnte man doch eine „die Geschichte der Legion“ einfügen. Hätte etwas mehr gekostet als die hier zu sehende Lösung, hätte aber einige Fragen beantworten können.

Ich als alter Fan habe natürlich den Band mit den original Heften parallel gelesen. Ein Fan-Boy möchte man natürlich eine perfekte Übersetzung vorfinden. Das tut man nicht. Ein paar deutliche Fehler, der krampfhafte Versuch, die Dialoge jügenlich wirken zu lassen – das bemerkt man als „nur“ deutsch Leser nicht wirklich. Wirklich störend sind aber die stehengebliebenen „Greff“ und Spock“. Auch die hätte man übersetzten können: „Oh Gott“, „Grusel“, „Verdammt“, „Gütiger ...“ Greff steht für etwas trauriges, Spock für etwas überraschendes oder furchteinflösendes.

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