Manche Sachen muss man einfach nicht erklären. Kein Mensch würde den Prachtband „Onkel Dagobert – sein Leben, seine Milliarden“ nicht loben, aber warum?

Weil das Comic richtig günstig ist. EURO 19,- für 420 Seiten. Für das Geld bekommt man oft nur zwei Alben, aber wohl nirgends sonst über 400 Seiten gute und bunte Comics. Also ein klarer Pluspunkt; selbst für Sprechblasenfreunde mit einem Geiz eines Dagobert Duck vertretbar.

Wer Don Rosa noch nicht kennt – da wird es aber Zeit! Selbst Disney Hasser müssen den nächsten Grund für die Vorschusslorbeeren, die hohe Qualität der Zeichnungen und des Storytellings, eingestehen und es gibt nicht wenige, die erst durch den Italiener wieder zu Dagobert Duck zurückfanden (hat nicht jeder schon einmal ein Lustiges Taschenbuch gelesen?). Don Rosa fühlt sich dem geistigen Erbe des Dagobert Meisters Carl Barks verpflichtet. Rosas Storys sind weit entfernt von mittelmäßiger Fließbandware, wie man sie immer wieder sieht. Statt auf Masse, setzt der Barks Epigone auf Detail. So erkennt man zum Beispiel bei einem Truppenaufmarsch von Marine, Herr und Fähnlein Fieselschweiß die Standarte der Entenhausener Pfadfinder.

Um was geht es eigentlich? Es geht darum, wie Dagobert zu seinem Milliarden gekommen ist. Dabei kommen Geiz, Mut, Verzweiflung, etwas Romantik und viel Abenteuer raus, eine unterhaltsame Mischung auf hohem Niveau. Jedes Kapitel wird von einem Kommentar des Künstlers begleitet, in dem er einige Hintergrundinfos preisgibt. Weitere Seiten widmen sich den D.U.C.K. Signaturen, die Rosa in dem jeweils ersten Panel seiner 12 Kapitel versteckt hat. Und auf den zweiten Blick kann man sie wirklich alle finden.

Dieser Band enthält genug lesenwerter Geschichten, um die grausame Zeit zwischen den Jahren ohne den geliebten Arbeitsstress und Termindruck dennoch gut zu überstehen.

Wenn man kritisieren wollte: Einige Infos sind doppelt im Buch. Das kommt, weil man die Kommentare und Hintergrundinfos der Einzelbände unredigiert in diesen Band übernommen hat. Aber okay, damit kann man Leben. Punkt zwei der Kritik: Vielleicht sind die Storys, die Rosa nach den Vorlagen des einzigartigen Barks gemacht hat, und so was wie deren Fortsetzungen bilden, noch etwas spannender oder besser gelungen. Vielleicht kommt dieser Eindruck auch, weil eben noch viel vom Barks Flair in ihnen lebt. Aber die Bände kann man sich ja auch noch kaufen.

Von diesem Titel gibt es auch eine Vorzugsausgabe mit Hardcover und Print zum doppelten Preis. Aber keine Angst, den gibt es am freien Markt nicht mehr. Die Güte des Comics und die Einzigartigkeit des Projektes haben zu vielen Hamsterkäufen geführt, und nicht alle Händler haben die von Ihnen georderten Quantitäten erhalten. Da wurde auf dem Verlag geschimpft, wenn eine Händler nicht seine 100 Bände der auf 999 Ausgaben limitierten Auflage zugeteilt bekam. Aber Ehapa hat versucht, jeden Händler zu bedienen, und somit auch die meisten Comicleser. Und eine limitierte Ausgabe hat halt die Angewohnheit, begrenzt zu sein.

Der Hickhack um die Prestige-Ausgabe des Titel wirft einen ganz leicht grauen Schatten über das Comic, aber daran sind eher die dem Mamon verfallenen Krämerseelen schuld, als der Verlag oder gar das Comic an sich.

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