Ein Heimkehrer. Er sitzt im Kreis seiner Familie. Vertraut? Oder unterkühlt? Irgendwie alles. So beginnt die Geschichte „Die Frau aus dem Delta“. Da er nicht so richtig angekommen ist, geht Stoian Mirtzu nach Bukarest. Ohne Halt ist er auf der Suche nach Rodica. Bröckchenweise verrät die Geschichte immer mehr von Stoian und Rodica. Zu Beginn ist Rodica ein Mädchen aus der Vergangenheit und seltsamerweise auch das Bild einer verstorbenen Revolutionärin. Wie ist aus dem jungen Mädchen eine alte Legende geworden? Die Suche führt den Protagonisten in die Arme einer liebesbedürftigen Bildhauerin. Sie gibt ihm einen Hinweis: Er soll sich mit einem bei der Partei in Ungnade gefallenen Photographen treffen. So nimmt das abzusehende Unheil seinen Lauf.

Hier wird die Suche nach der Liebe vor dem Hintergrund des Verfalls der Ära Ceaucescu in Rumänien erzählt. Doch leider kann man dieses Comic nicht nutzen, um verpasste Lektionen in Geschichte nach zu holen. Die Revolution dient hier nur als Kulisse. Die Geschichte funktioniert zwar nur, wenn man die Funktionalitäten eines menschenverachtenden Systems zu Grunde legt, aber wer hat die Panzer auf die Straßen gelassen und für wen kämpfen die Soldaten? Was übrig bleibt ist ein herzzerreißendes Szenario mit geschichtlich realem aber eigentlich austauschbarem Hintergrund. Rodica ist natürlich auch nur schuldiges Opfer des Systems: Stoian dagegen wird als makelloser aufrechter Mensch glorifiziert, der seiner Liebe am Ende alles verzeiht und dem gemeinsamen Glück bis an Ende alle Tage nicht im Wege steht.

Aber vielleicht will dieser Comic nur Interesse an einer immer noch wirkenden Vergangenheit wecken, Interesse für eine Revolution, die so nah und vielleicht deswegen auch noch so nachvollziehbar ist. Aber vor allem ist dieser Comic eine Romanze mit Liebenden und Leidenden.

Das versöhnliche Ende der Geschichte ist lange nicht so platt wie der Charakter des Helden, der ist nämlich einfach nur Gut und passt deswegen nicht so richtig in diese Geschichte.

Die Bilder sind zweckmäßig. Gelegentliche Effekte wie den Rauch einer Zigarette, die den Aschenbecher in schlierigem Grau erscheinen lässt, sind die Ausnahme. Nicht ohne handwerkliche Kunst sind die Zeichnungen von Lax eher emotionslose Schilderungen in realistischem Stil. Sie stehen im Kontrast zur romantischen Grundstimmung des Bandes.

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