Mal wieder ein Urlaubs-Comic. Die schönsten Wochen des Jahres scheinen für viele Comicschaffende von prägender Natur zu sein. Nach „Lost Girl“ oder „Strandsafari“ nun Rimini – Redux --. Okay, so richtig vergleichbar sind die drei Titel nicht, aber man braucht ja einen Einstieg in den jhgzp_content. Also mal wieder der Urlaub. Diceindustries bejaht geradezu euphorisch die Frage nach dem autobiographischen Charakter dieser Geschichte. Aber schon die Ermittlung des Alters der Hauptperson – sie ist auf jeden Fall männlich – ist nicht einfach. Ist es ein kleiner Junge oder schon ein pubertierender Jüngling oder gar der Erwachsene, der seine Kindheitserinnerungen sucht? An den Zeichnungen ist dies schwer auszumachen. Den die Zeichnungen sind besonders. Eingewagter Strich zerfetzt gewohnte Seherfahrungen. Nasen zerfransen zu mitgesichtigen Zottel und immer wider erschließt sich der Bildinhalt erst nach minütigem Studium der Panels. Das erzwingt eine behäbige Lesegeschwindigkeit. Ebenso Comic untypisch sind die fehlenden Sprechblasen. Alle Texte sind erzählender Natur und unter den Panels angeodnet.

Immer widerkehrendes Motiv ist der Fluss. Ob als Gedankenfluss, Fluss der Zeit oder Gruch, der sich wie ein Fluss durch die Luft windet. So deutlich wurde noch nie der morgentliche klerikale Gedanke aus dem Radiowecker visualisiert wie hier. Man kann das Gefühl des sich einem anhaftenden geistlichen Beistandes beim Toilettengang fast greifen.

Bei solchen künstlerischen Druckerzeugnissen fragt man sich immer, was will der Künstler damit sagen? Keine Ahnung, aber er lässt den Leser viele eigene Assoziationen entwickeln. Ist es eigentlich noicht sowieso egal, was andere sagen wollen – wir hören doch nur unsere eigene Interpretation des Verstandenen. Das aber macht Deiceindustries nicht einfach. Immer wieer fragt man sich ob der schwer verständliche Satz durch Schreibfehler oder durch dichterische Erhöhung unverständlich wurde. Die Sprache ist schwer und getragen und erschwert den Verdacht des Weltschmerzes. Doch dann kommen die letzten Seiten des Bandes. Unser Held findet das Kind, dessen Puppen-Gliedmaßen er fast 48 Seiten lang fand. Endlich die Selbstfindung des ohnmächtigen Kindes, das jahrelang in die Freizeit verschleppt wurde?

Dann ein Foto eines kleinen Jungen auf seinem Kinderbett unter den Postern der Helden der Sesamstraße und der Kommerzhelden aus dem ebenso indoktrinierenden Hause Walt Disney. Diese Auslegung zwingt sich bei der Bildunterschrift „... what kind of toys to produce to condition children from birth (welche Art von Spielzeugen man herstellen muss um die Kinder von Geburt an zu konditionieren)“.

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