Wow, jetzt gibt Frezzato aber Gas. Da hat sich aus der 08/15-Story mit fantastischen Bonbon-Bildern eine echt lesenswerte Fantasy-Story im postapokalyptischen Ambiente entwickelt! Was, noch keinen Blick in ein "Planet ohne Erinnerung" bei Carlsen gewagt?

Na gut, also ein kleiner Blick zurück: Nach einem Bürgerkrieg geht das Wissen um die Technik auf einem Kolonialplaneten verloren. Die Überlebenden können das technische Erbe nur notdürftig instandhalten. So lebt man im Kampf mit den verrottenden Maschinen und der Umwelt. Die Menschen leben in kleinen Gruppen in den Ruinen und glauben an den "Turm". Dort gibt es Reichtum oder ewiges Leben oder beides – egal, jeder Wagemutige will unbedingt dort hin.

Der Leser begleitet den trotteligen Fango, den alten Zerit und die vollbusige Erha auf ihrer Reise zu diesem Turm. Die Drei geraten bald in Gefangenschaft, aber da es ja weitergehen soll, nicht allzu lange. Miese Zwerge und ein lieber Riesenzwerg sind die neuen Bekanntschaften unserer Truppe, die auf ihrer Flucht dann auf zwei weitere Überlebende treffen. Zerit trifft seinen alten Meister Succo wieder. Der hat das Waisenkind Tyta aufgenommen. Tyta ist mittlerweile zu einer berauschend schönen jungen Dame herangewachsen, was Fango schnell bemerkt. Eine Wegbeschreibung zum Turm wird gefunden und der zweite Mond, der in die Irre leiten soll, scheint ein künstlicher Satellit der Welt ohne Erinnerung zu sein. Aber der scheint erst später eine wichtige Rolle zu spielen. Zuerst wird der Turm gefunden. Doch das verhießene Paradies ist auch dort nicht zu finden. Statt dessen wieder neue Wunder und Rätsel. Der Turm ist nämlich bewohnt, und des Rätsels Lösung soll nun im "oberen Turm" sein. Doch welche Erlebnisse sind echt und welche nur hypnotische Illusion? Unsere Freunde geraten erneut in Gefangenschaft, müssen fiesen Fäkaliengestank erdulden, erhalten neue Aufgaben wie die Rettung der versklavten Yok - so was wie Wale - treffen auf seltsame durchsichtige Wesen und so weiter und so weiter.

Der Story-Zwerg gewinnt deutlich an Gewicht und macht so auch auf diesem Gebiet ganz langsam richtig Spaß. Doch wie von Anfang an sind es immer noch die Bilder, die dieses Comic zu einem Hingucker machen. Frezzato zeichnet wunderschöne Comic-Fotos. Die Maschinen erinnern an Byrns, alles ist rund und irgendwie organisch. Durch die vielen Lichteffekte wirkt alles plastisch.

Besonders Gesichter liegen dem Zeichner. Mehr Grimmassen als in diesem Band wird man in keinem anderen zu sehen bekommen. Dadurch wird alles auf eine eigentümliche Art lebendig und "wahr". Im Laufe der mittlerweile fünf Bände sind seine Bilder nicht mehr nur schön, sondern auch zuweilen echt verwusselt. Hin und wieder entdeckt man Ähnlichkeiten mit anderen Geschichten. Die vielen kleinen Roboter erinnern an die "Igoknito" von "Pokemon" und ein verkabelter Bösewicht sieht mit den tausend roten Schläuchen am Schädel ein wenig wie das besessene Wildschwein aus "Mononoke" aus.

Zurück zur Story. Die wird natürlich noch nicht aufgelöst. Statt dessen wird ein echter Cliffhanger geboten – echt gemein! Der "obere Turm" trennt sich von der Basis. Hoffentlich muss die Comicwelt nicht wieder drei Jahre bis zum nächsten Band warten. Aber wegen der tollen Bilder sind die Bände auch als Bilderbuch zu genießen. Nur schade, dass die Story erst nach drei Alben oder dreißig Euro richtig in Schwung kam. Das hat ja leider schon fast Manga-Qualität ;0)

Witzig: Am Ende von Band Drei steht: "Ende der zweiten Episode"

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