Spannende Geschichten, die die richtig falschen Sachen anprangern und dennoch unterhalten – dafür war der franko-belgische Comic lange Zeit bekannt. Das hat leider mit dem Erfolg des Soleil-Verlages und dessen Strategie, der "Nur-noch-Unterhaltung" fast ein Ende gefunden. Aber zum Glück für den deutschen Leser gibt es immer noch alte und neue Geschichten, die der bisherigen Tradition treu sind. Eine dieser Serien ist Aria im Epsilon-Verlag. Nachdem es bisher eher neueres Material gab, bringt Mark O. Fischer nun auch immer wieder die noch nicht veröffentlichten alten Bände heraus. Zeichnerisch merkt man, dass sich der Michael Weyland weiterentwickelt hat. "Der Meridian von Posidonia" ist nicht ganz so rund wie die neuen Bände, aber keineswegs schlechter oder weniger interessant.

So ist es auch wieder die Story, die fast mehr überzeugt, als die Bilder. Aria stößt auf ihrer Reise auf die von Sklaven bearbeitete Mine von Posidonia. Dabei ist es eigentlich keine Mine, sonder hier soll in einer Grotte eine Pyramide aus dem Fels gehauen werden. Der Natur der Abenteuergeschichte folgend, landet unsere Heldin angekettet als Sklavin. Der jungen Frau gelingt natürlich die Flucht. Edel wie sie ist, versucht sie, auch den anderen Sklaven zur Freiheit zu verhelfen. Der weise Vestaion scheint die Lösung zu kennen, aber um zu ihm zu kommen, muss Aria erst einmal an den Riesen vorbei, die die Stadt Araknior bewachen, wo Vestaion derzeit wohnt. Sie schafft es selbsrverständlich und reitet auf der Schulter eines der Bewacher in die Stadt. Dort wird sofort an der Befreiung der Menschen gearbeitet. Aber es wird kein actionreicher Befreiungskampf, sondern mittels Akupunktur wird die Erde rund um Posidonia geheilt und der Plan des Despoten vereitelt.

Die Zeichnungen bewegen sich wieder zwischen einem zu schnellem und frühen Hermann oder einem nicht ganz ausgeschlafenen Paapé. Irgendwie nicht ganz ausgegoren aber mit einer eigentümlich bewegenden selbständigen Art. Die Farben sind grob aber stimmungsvoll.

Weiter geht es in Band neun mit einer recht detailliert geschilderten und alles andere als platten Beziehungskiste. "Der Kampf der Frauen" hat nicht so viele Fantasy-Elemete wie sein Vorgänger. Hier spielt sich alles in einer mittelalterlich anmutenden Umgebung ab. Der Hauptschauplatz ist eine Feste. Der Herrscher dort nahm sich einst eine sehr außergewöhnlich aussehende Frau an seine Seite. Doch die erwiderte nie die im Laufe der Geschichte glaubwürdig wirkende Liebe des dennoch eher bösen Tyrannen. Schon die Tatsache, dass der Bösewicht echte und eher positive Gefühle zeigen darf, zeichnet die Qualität der ganzen Serie aus. Weyland schafft es immer wieder, mit Stereotypen zu brechen, und so seinen Geschichten eine eigene Tiefe und Moralität zu geben. Das geht nicht ganz ohne seltsame Auswüchse, denn hier wird der Leser von Grausamkeiten und einer fast unmenschlichen Demontage des Tyrannen in ein Wechselbad der Gefühle geworfen.

Trotzdem bietet Aria auch im neunten Band niveauvolle Unterhaltung, die ohne erhobenen Zeigefinger auskommt.