Das ist ein starkes Stück! Und es entzweit die Superhelden-Fans. "Hervorragend" oder "einfach vergessen"? Eher Ersteres, aber nicht ganz, denn zu zwei erhobenen Daumen fehlt dann doch noch eine gehörige Portion.

"Wonder Woman" war schon immer für eine Überraschung gut. Schon lang ist die Amazone mit zwei Brüsten nicht mehr die brave Quoten-Frau unter den Superhelden. In "Eine für alle" zeigte sie ihre Fähigkeit zur Konsequenz, und auch "Hiketeia" geht in diese Richtung.

Es geht um einen alten Brauch: Ein Verfolgter bittet um Schutz und bietet sein Leben dafür. Wird der Pakt angenommen, unterwirft sich der Bittsteller ohne Fragen seinem Herrn - und der beschützt seinen neuen Untergebenen ungeachtet dessen bisherigen Lebens. Klingt ein wenig wie das Prinzip der Fremdenlegion. Unsere Heldin geht solch einen Pakt ein. Die Tragödie nimmt ihren Lauf. Batman will von den alten Bräuchen nichts wissen und verlangt von Wonder Woman die Auslieferung ihrer Schutzbefohlenen. Es endet natürlich tragisch. Doch nicht alles ist schwarz/weiß, denn die Bittstellerin rächte nur ihre bis aufs Blut erniedrigte und ausgebeutete Schwester.

Keine leichte Geschichte zum "Eben mal in der Straßenbahn Lesen". Besonders weil es doch einige unpassende Elemente in der Geschichte gibt. Batman ist unlogisch engstirnig, erfüllt aber perfekt die Rolle dessen, der ein unumgänglich tragischea Ende auslöst. So wird die im Titel genannte Figur des Ritters der Nacht auf die bloße Notwendigkeit für den Spannungsbogen reduziert. Eine wesentlich gravierendere Schwäche sind die Erinnyen, deren Rolle auch am Ende der Geschichte nicht ganz klar ist. Eigentlich sollen sie den, der das Bündnis einer Hiketeia bricht, strafen. Doch der Pakt wird nicht gebrochen, warum dann der Satz "Sie erlösten mich, jeder für sich"?

Trotzdem ist Hikteia eine starke Geschichte wegen der Idee des Paktes an sich, der gezeigten Konsequenz von Wonder Woman und dem tragischen Ende, das den Leser nicht unberührt lässt. Wer diesen Band mit der Erwartung von Action liest, wird herb enttäuscht. Wer sich jedoch auf eine Geschichte einlassen kann und will, wird mit einem für amerikanische Verhältnisse überraschend dichten Stück Story belohnt. Der verzeiht man bei den vielen tollen Bildern auch die gelegentlichen Schnitzer in puncto Perspektive.

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