Mutig, mutig, mutig. Aber vermutlich wird sich dieser Mut nicht auszahlen. Leider, denn N-Vector ist nun wirklich nicht das schlechteste Comic aus dem "Star Trek"-Universum. In puncto Story reiht es sich sogar unter die Besten ein und auch die Zeichnungen sind eigenständig. Wohl leider eher ein Manko für die meisten der so aufgeklärten "Star Trek"-Fans, die bei dieser Serie ja das Miteinander und das Erforschen des Neuen, das Verstehen schätzen. Aha, deswegen auch die ganzen Klingonen-Kostüme auf den Trek-Cons. So, jetzt aber genug der Vorurteile und zum Comic.

Zuerst zu den Bildern, denn die bilden den ersten, und unglaublich prägnanten Eindruck. Ob positiv oder negativ ist Geschmacksache. Im groben Stil eines Ted McKeever oder Sienkiewicz haben die Zeichnungen von Cypress eine wohltuend neue Art, an eine Fernseh-Adaption heranzugehen. Die Räumlichkeiten sind hier unglaublich groß und leer. Ornamente fehlen fast gänzlich, Schatten bestehen bestenfalls aus mehreren Vierecken und unwichtige Personen sehen aus wie Pappkameraden. Gelegentlich drängen sich bekannte Konturen durch die Darstellung der Figuren und man erkennt O'Brien oder Kira, davon sollte man aber nicht ausgehen - es passiert wirklich nur manchmal. Kalt, steril und leblos, zuweilen fast karikaturartig wird DS9 gezeigt. Gotteslästerlich für viele Fans – was ein Glück. Denn die von den Serien Stills abgezeichneten Comics konnten nie überzeugen.

So bleibt mehr Platz für die Story. Den nutzt sie auch, zumindest bis auf das Ende. Das ist nämlich doch etwas haarstäubend und damit eher eine Hommage an die wöchentliche Aneinanderreihung von Logikfehlern unter dem Banner der Sternenflotte. Das mit der Nicht-Logik hat bekanntlich mit "Nemesis" eine neuen Höhepunkt erreicht, dem sich N-Vector gekonnt entzieht. (Wo wir gerade beim Lästern sind: Nemesis hatte die in der Filmgeschichte wohl überflüssigste, peinlichste, unerotischste und in jeder Hinsicht rekordverdächdigste Beischlafszene aller uns bekannten Streifen. So schlecht, dass sie noch nicht mal bei den Nominierungen zur silbernen Himbeere berücksichtigt wurde!) Zurück zur Story dieses Comics. Quark schmeißt eine Lokalrunde nach der anderen und O'Brien sabotiert die DS9, da kann doch was nicht stimmen. Und wer ist der freundliche Mensch, der Quarks Aussenstände auf recht rabiate Weise wieder eintreibt? Wer will sich da bei dem großen Ohr einschmeicheln?

N-Vector ist ein Virus, der von allem Besitz ergreifen kann. Menschen, Maschinen – egal. Erforscht wird er von einem romulanischen Wissenschaftler. Der ist ein eiskalter Typ, sogar zu emotionslos, als dass er gut oder böse sein könnte. Er verhalf dem Virus zu einer Protomasse, mit der N-Vector Gestalt annehmen kann. Leider lässt sich das Ding nicht kontrollieren, und so bittet der Romulaner um Hilfe. Und die kriegt er auch.

Die Geschichte spielt nach dem Finale der Serie, also kein Odo oder Sisko mehr. Kira ist Kommandant, Nok der Sicherheitschef und so weiter. Das wäre ein schöner Beginn einer großartigen Serie von eigenständigen Comics gewesen, hätten die amerikanischen Leser diesen Comic nur gekauft. Haben sie leider nicht, und auch die neue Serie "Star Trek Enterprise" kann die Trekker in den Staaten noch nicht überzeugen. Aber auch Picard focht bei uns einen harten Kampf bis er dann zu Beginn der dritten Staffel als der wahre Captain der Enterprise anerkannt wurde. Der, der "The Next Generation" zu Beginn nicht verdammte, werfe den ersten Stein.

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