Nach der beeindruckenden Mini-Serie Banner waren wir sehr gespannt, was die nicht ohne Grund bewunderten Meister des amerikanischen Comics McRea, Ennis und Janson aus der Figur machen würden. Im Zeitalter des MAX-Imprints scheint im Haus der Wunder alles möglich zu sein und der Hulk hat als moderner Frankenstein das Potential für anrührende Storys. Aber Ennis frönt hier einmal mehr seiner Begeisterung fürs Militärische. Menschen in Ausnahmesituationen lassen in die Tiefe der menschlichen Psyche blicken, aber warum braucht es unbedingt Panzer und hirnlose Auseinandersetzungen zwischen Staaten, um das "Wahre Ich" eines Menschen zu erkennen? Da gäbe es noch Meditation oder Männer-Selbsterfahrungsgruppen, die tun zwar auch weh, aber hinterlassen keine Waisen. Also mal wieder das alte Spiel: Die Armee jagt den Hulk - und das mindestens 30 Seiten zu lang. Die Geschichte hinter den ganzen Bildern ist nämlich gut, nur leider viel zu langatmig erzählt.

Patrick D. Mitchell ist Offizier und hat die Hosen gestrichen voll. Er leitet eine Einheit, die einen Fremden finden und stellen soll. Das es sich dabei um den Hulk handelt, erfahren die Männer erst, als sie ihm gegenüber stehen. Und da ist es für viele schon zu spät. Angesichts der Sinnlosigkeit seines Auftrags rennt der Mensch Mitchell los und muss sich der Moralpredigt des Soldaten Mitchell stellen. Mit den eigenen Vorwürfen ist es nicht genug, denn er begegnet in der Wüste einem abgeschossenen Piloten, der sein eigenes Leben missachtend seinem Befehl gehorsam war. Es kommt zu einer pathetischen Schilderung aus dem Vietnam-Krieg; was wäre die amerikanische Unterhaltungsindustrie ohne diese verlorene Dauerschlacht?

Nachdem auch der Pilot im Kampf gegen den großen Grünen das Zeitliche gesegnet hat, trifft Mitchell auf den Rest seiner Männer. Nach dem Vorbild des gerade Verstorbenen reißt er sich zusammen und motiviert seine Truppe noch einmal, das Unmögliche – und vor allem das Unsinnige – zu wagen: Den Hulk zu fangen. Da möchte man doch gleich von patriotischen Gefühlen aufgepeitscht salutierend aufspringen, oder? Selbst als der rasende Bruce die Männer gerade aufreiben will, stellt sich der neugeborene Kämpfer gegen seinen Gegner. Von so viel Dummheit sprachlos, lässt Hulk von den Männern ab. Es sei erwähnt, dass es sicher noch andere Interpretationen dieser Geschichte geben mag, aber das gibt es ja eigentlich bei allen Geschichten.

Leider können sogar die Zeichnungen McReas nicht überzeugen und Jansons Pencils, die bei "The Dark Knight Returns" hervorragend passten, stören eher. Die feinen und nervös wirkenden Strichen Jansons harmonieren nicht mit McReas großflächigem Stil.

Was bleibt, ist eine tendenziöse patriotische Pampe, die nur der Cremé de la Cremé der intelektuellen Militärs gefallen sollte, und wir hoffen, der sarkastische Unterton wurde zur Kenntnis genommen. Hulk kämpft vergebens gegen die Sinnlosigkeit des Kriegs und wenn Ennis was gegen diesen Wahnsinn machen möchte, sollte er klar Stellung beziehen oder weiter Hitman machen. Da funktioniert die Masche mit den widersprüchlichen Handlungsebenen, hier nicht.

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