Der Kommentar gleich zu beginn (journalistisch falsch, aber uns egal): Wir sind alt, wir mögen es, wenn gute alte Sachen wieder zu neuen Ehren kommen. Besonders die genialen Zeichnungen von Richard Corben haben uns bereits in frühen Jahren begeistert (wir hoffen, nicht nur wegen der dicken Dinger, die Mr. Corben zu zeichnen pflegt). Deswegen hat uns die Nachricht von der desaströsen finanziellen Situationen dieses frühen Meisters der Halbtöne erschreckt. Da steht man bisweilen in der Gefahr einer etwas zu positiven Beurteilung, wenn auf einem Comic "Corben" draufsteht. Als Schreiber muss man sich am Riemen reißen - und landet zuerst auf der "Nun aber erst recht kritisch"-Schiene. Auch nicht gut. Deswegen wie bei allen Texten die man liest: Bilde Dir selbst eine Meinung!

Kommentar Ende – Rezensions Anfang:
Im Hause Marvel wird renoviert wo es nur geht. Alte Helden, die sich nicht mehr so gut am Markt schlagen, werden für die Story-Versuchlabors freigegeben. "Dem Künstler alle Freiheiten geben", wird das dann genannt und führt oft zu wirklich erfrischenden Comics.

Mit den im Comic selbst referenzierten 100 Bullets (deutsch bei SPEED) hat sich der Autor als Neuerer des Krimis einen Namen gemacht und Richard Corben ist ein alter Hase und mancher nennt ihn den Russ Meyer des Comics (dabei kann er sogar super Texturen in seine Zeichnungen einbinden). Zwei gute Namen machen noch lange keinen guten Comic, aber Banner ist zumindest mit seinem ersten Teil überdurchschnittlich.

Es beginnt mit einem rasend wütenden Hulk, der seine riesige Kraft in pure Zerstörung umsetzt. Wer Comics als Story sieht und nicht nur als visuellen Fast-Food, wird sich der Intensität des Erzählten nicht entziehen können. In zwei Seiten legt er eine Stadt in Schutt und Asche und - bei Superhelden eher untypisch - macht sich als Verursacher Gedanken über sein "Werk". Als Bruce Banner zerbricht der schwache Mensch an dem Leid, das er als Hulk angerichtet hat. Mit Widerwillen erinnert er sich an den Grund des Wutausbruchs, der ihn zur Mordmaschine gemacht hat: Er wird in einem Obdachlosenasyl überfallen und wegen einiger Dollar fast ermordet. Doch statt der asozial agierenden Diebe müssen hunderte Unschuldiger leiden. Banner versucht zu helfen, wo er kann, aber als schwacher Mensch kann er den unzähmbaren Hulk nicht kontrollieren und dessen Schuld nicht sühnen. Es endet im Suizid. Ein tragisches Ende für eine tragisch konzipierte Gestalt. Der Vergleich zu Frankensteins Monster ist nicht verkehrt. Auf der anderen Seite steht Doktor Samson. Hier wird die nicht immer gleich charakterisierte Gestalt des Marvel-Universums als eiskalter Mensch porträtiert, dem menschliche Verluste nichts bedeuten.

Starke Geschichte, wäre sie hier zu Ende (so wie im bei Marvel ins Netz gestellten Flash-Comic). Doch die Story hat noch drei mal 22 Seiten. Auch nicht schlecht, aber nicht so hammerhart wie der Auftakt. Corben zeichnet einen wirklich strohdumm aussehenden Hulk, dem alles Liebenswerte fehlt. Immerhin, das kindliche Gemüt wird diesmal nicht in herzerweichenden Szenen mit Rehkitzen oder getrösteten Kleinkindern heerausgefordert (hatten wir auch schon zu oft) – vielen Dank. Am Ende versucht Smason zu vollenden, was Banner nicht schaffte: Den Hulk zu töten – oder Banner, was einfacher scheint. Besonders der Dialog zum Schluss ist wieder lesenswert, zumindest im Vergleich zu anderen Superheldengeschichten.

Richard Corben ist zu seinen alten Zeichenmethoden zurückgekehrt. Keine langwierigen Farbexperimente in mehreren Ebenen, Zeit sparen und produzieren, um das Haus abzuzahlen und etwas für den Familien-Etat beizusteuern, das scheint das Leitmotiv. So kommen die Farben auch nicht von ihm, sondern von einem Studio. Gut, aber nicht Corben-perfekt oder Corben-grob – was beides seinen Reiz hat. Es bleiben die runden Nasen, die mit zu breitem Strich angedeuteten Details – Corben wie früher, zwischendrin und jetzt eben.

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