Da is er wieder, aus der Hölle, aus der Feder des begnadeten Mike Mignola mit Hilfe des Geburtshelfers John Byrne, aus dem Hause CrossCult, aus berechtigtem Interesse an guten Comics: Hellboy! Leider hat das mit den Verkaufszahlen bei EEE nicht so gepasst (wir haben gelobt was ging – also kauft!) so gingen die Rechte an Amigo Grafik. Dort macht man eine einfache Rechnung auf: Mangas verkaufen sich wie von selbst, man nehme also Hellboy-Storys, packe sie ins Schwarz/weiß-Taschenbuchformat mit über 100 Seiten und warte auf den Erfolg.

Taschebuchformat! Da schreien gleich die Seelen der Condor-gepeinigten Comic-Leserschaft. Nicht grundlos, musste man doch in jenen düsteren Zeiten wild umgestaltete Seiten und Dialoge im Dada-Stil mit nur leichter Anlehnung an die Orginaltexte ertragen. Dass es auch anders geht, bewies ja schon EEE mit der ebenfalls auf TB-Format geschrumpften deutschen Ausgabe von "Almost Colossus". Und auch hier, beim ersten Band der Hellboy-Werkausgabe, ist alles Wesentliche erhalten, und der Text wurde eins zu eins übersetzt (es geht also selbst bei verkleinerten Seiten, Herr Schweizer).

Da wäre zuerst einmal die Story: Typisch Hellboy von der ersten bis zur letzten Seite. Die Nazis am Ende des Projektes "Ragnarök", doch das Ergebnis ist anders als geplant, denn Hellboy betritt an einem entlegenen Ort weit weg von den Beschwörungen der Hakenkreuzträger diese Ebene der Realität und wird von einer amerikanischen Spezialeinheit in Empfang genommen. Hellboy wächst in der Obhut des Wissenschaftlers Bruttenholm auf. Der verstirbt Jahre später mit seltsamen Flecken am Körper während eines Besuchs seines Ziehsohn Hellboy, der nur noch das echsenartige Wesen mit Mörderzunge töten, seinen Mentor jedoch nicht retten kann. Warum musste Bruttenholm sterben? Diese Frage leitet den höllischen Detektiv mit der steinernen Faust nach Cavendish Hall, einem sehr schottisch aussehenden Schlösschen in Amerika. Hier trifft unser Held, der von seinen Kollegen Abraham Sapien und Elizabeth Sherman begleitet wird, auf Verwandte des Vaterersatz-Mörders.

Magie, Monster und Melodramatik füllen die restlichen Seiten dieses außergewöhnlichen Comics. Die Stimmung ist viktorianisch mit Lovecraft-Anleihen. Die seltenen und dann staubtrockenen Scherze Hellboys sind nicht witzig, aber erzeugen eine tolle "Film Noire"-Stimmung.

Dass hier die Farbe fehlt, merkt man nicht wirklich. Ohnehin war die im Original nur flächig eingesetzt. So farblos wirken die harten Striche Mignolas kräftiger. Im Vergleich stört hier und da die Farbe sogar.

Neben der Hauptgeschichte "Saat der Zerstörung" sind im ersten Band noch die beiden ersten Auftritte Hellboys und eine Gallery enthalten. Schade, dass es Monkeyman und OBrien nicht mit ins Buch geschafft haben. Die sind von Arthur Adams und auch verdammt gut, aber es geht halt um Hellboy – allein schon gut genug. Eine Werkschau "Mignolas Arbeiten vor Hellboy" komplettiert diesen ersten Band (mir fehlen wirklich ein paar Geschichten).

Wer über den Preis jammert – selber Schuld! Hättet ihr den Comic bei EEE gekauft, Farbe und größeres Format bei ähnlichem Preis wären Euch sicher gewesen. Außerdem gibts ja auch einen schicken festen Umschlag fürs Geld. Preis geht schon irgendwie in Ordnung.

Zwei Mankos müssen erwähnt werden: Die deutsche Übersetzung ist stellenweise sehr eckig und wirkt plump. Dann das leidige Thema mit den Swastika. Amis lieben es scheinbar, böse Deutsche mit allerlei Hakenkreuzen zu staffieren. Hierzulande ist das Drucken dieser Zeichen ohne geschichtlich-pädagogischen Hintergrund verboten. Da fragt man sich doch gleich, ob das Verbot des Zigaretterauchens für Minderjährige nicht den Reiz des Verbotenen für die Gruppe der zu Schützenden erst inszeniert, und damit das Rauchen erst interessant macht? Egal, verboten ist verboten und wer am Markt mit seinem Comic eine Chance haben will, muss sich diesem Gesetz fügen, sinnvoll oder nicht. Somit zieren allerlei durchkreuzte Quadrate die Schurken. Na hoffentlich haben die Leute bei Amigo Grafik da keines vergessen ;-).

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