Bei dem, was hier an Namen aufgeführt wird, läuft es dem Comic-Freund vor Ehrfurcht kalt den Rücken runter. Stan "The Man" Lee, dessen Bedeutung für den amerikanischen Superheldencomic nicht in Worte zu fassen ist, Joe Kubert, die Zeichnerlegende, und Michael Kalutta ("The Shadow").

"Just Imagine" heißt das Projekt, das in Amerika schon in der Planung für Furore sorgte. Der geistige Vater der meisten Marvel-Superhelden erfindet die DC-Superhelden neu, auf seine ganz spezielle Weise. Und die hatte neben den Superkräften immer einen großen Platz für Menschliches. In der "Vor-Stan-Lee-Ära" gab es eher platte Action-Storys nach dem Schema Held trifft Schurken (meist mitten zwischen die Augen), beide kämpfen, der Held erlebt einen kleinen Rückschlag, siegt aber pünktlich zum Heft-Ende. Das hatte sich bis dahin millionenfach verkauft, warum also was daran ändern? Die Geschichte zeigt, dass Lees Änderungen sich durchgesetzt haben. Mit der Spinne schuf der Altmeister der Superhelden den menschlichsten aller Verbrechensbekämpfer mit übermenschlichen Fähigkeiten. Zum ersten Mal hatte ein Held Probleme wie Du und ich, Ärger in der Schule, mit der Freundin (wenn vorhanden) und Stress im Elternhaus. Das war Stan Lees Neuerung für die Comic-Welt.

Nun also Batman à la Lee. Als Farbiger, in einer der Unterschicht zuzuordnenden Familie Geborener, lernt Wayne Williams das Kopfeinziehen früh. Der gewaltsame Tod seines Vaters macht alles noch schlimmer. Als er sich dann auch noch mit dem Gangster-Boss der Gegend, Handz, anlegt, scheint sein Schicksal besiegelt. Folgerichtig landet der unscheinbare und eher unsympathisch dargestellte Held im Gefängnis. Hier sucht er sein Heil an der Nähmaschine, was seine Qualitäten als gute Frau noch unterstreicht – gar nicht der harte Typ, den man als Batman erwartet. Aber die moralische Unterstützung durch einen ebenfalls einsitzenden Wissenschaftler ändert Waynes Leben total.

Nun liest er sich durch die Bände der Bücherei, stemmt wie wild Gewichte und wird ein aufrechter Mensch. Bei einer Gefängnis-Meuterei rettet er das Leben des Direktors und wird deswegen begnadigt. Wieder auf freiem Fuß ist er als einziger noch lebender Zeuge der illegalen Machenschaften des nun angesehenen Handz in Gefahr. Er taucht unter, verdient sein Geld beim Wrestling und macht dort ein Vermögen als der "Batman". Zu guter Letzt holt er den Freund aus dem Gefängnis zu sich und rechnet mit Handz ab.

So richtig innovativ oder bewegend wie man gehofft hatte, ist Stan Lees Version von Batman leider nicht. Zu oft wurde Batman in den Elseworlds-Geschichten schon neu erfunden. Auch will die Story nicht so recht in Fahrt kommen, es fehlt eine packende Dramaturgie. An keiner Stelle ist man gespannt oder überrascht.

Zum enttäuschenden Gesamteindruck tragen auch Kuberts routinierte, aber veraltete Zeichnungen bei. Krakelig anmutende Striche, die gekonnt die Akteure charakterisieren, sind heute nicht mehr genug. Auch die vier Seiten "Auf der Straße" von Kalutta und Uslan, die ganz im Marvel-Stil die Stimmung der normalen Menschen zu dem Abenteuer zeigen, sind nicht wirklich gut. Eher fragt man sich, wieso Kalutta mal so gefeiert wurde.

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